19 März, 2008

Mehr davon!

Achtung, das Kantenknie wird heute mal politisch! Ja, das muß auch mal sein, aber keine Sorge, morgen gibt es dann wieder das Neueste von Britney Spears- ist ja schließlich auch wichtig. Um den Einstieg zu erleichtern erstmal eine Pop-angehauchte Meldung: Björk hat es gewagt bei einem Konzert in Beijing etwas Pro-Tibetanisches Anti-Chinesisches von sich zu geben und ein Lied namens "Declare Independance" zu spielen- und sie hat noch nicht einmal den Anstand, sich dafür zu schämen! Ein Skandal! Findet jedenfalls die chinesische Regierung, und spricht von "politischer Propaganda“ (na, die müssen ja schließlich wissen, wie politische Propaganda aussieht) und davon, Björk weitere Auftritte zu verbieten, sollte sie sich weiterhin so ungehörig aufführen. Ich kann dazu nur sagen, weiter so, und mehr davon! Es wird ja momentan sehr viel davon gesprochen, die olympischen Spiele zu boykottieren- wieso? Das Umbringen von wehrlosen Menschen, wie zum Beispiel aktuell in Tibet, ist schließlich eine alte chinesische Tradition, und daran können die Olympioniken auch nichts ändern, und außerdem- gerade jetzt sollte man hinfahren! Hinfahren und den Mund aufmachen, denn als Ausländer darf man dort seine Meinung (noch) kundtun; und genau das sollten alle tun, die die Spiele dort besuchen.
Ich kann wirklich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, daß von politischer Seite nicht mehr getan wird. China benimmt sich wie die Axt im Walde –nicht nur was Menschenrechte angeht, sondern auch wirtschaftlich und militärisch- und der Rest der Welt guckt zu und macht’s Maul nicht auf. Liegt möglicherweise daran, daß China die wohl mit Abstand größte Militärmacht ist: über 2,2 Millionen aktive Berufssoldaten, 800.000 Reservisten fast 4 Millionen im Paramilitär (z.B. bewaffnete Volkspolizei, kann auch für militärische Zwecke eingesetzt werden), und schätzungsweise über (festhalten oder hinsetzen!) 400 Millionen Männer und Frauen, die für den Militärdienst tauglich wären, sollte China daran Bedarf haben und die Wehrpflicht einführen. Alleine mit Berufssoldaten, Reservisten und Paramilitär (insgesamt über 7 Mio.) toppen sie die gesamte militärische Kraft der USA und Europa zusammen (insgesamt ca. 6 Mio.), und es wird immer weiter aufgerüstet- 2006 hat China geschätzte 29 Milliarden Euro in die Rüstungsindustrie investiert. Hört sich vielleicht nicht viel an, wenn man es mit den USA vergleicht, aber wenn man bedenkt, wie billig Rohstoffe und Arbeitskräfte in China im Vergleich zu den Staaten sind... Und anstatt sich darüber Gedanken zu machen, wie man diesen Militärapparat eindämmen könnte, liefert Deutschland fröhlich Panzer, Frankreich steuert Atommaterial bei (beide allerdings über Umwege, denn offiziell gilt ja ein EU-Waffenembargo, seitdem China 1989 auf dem Tianamen-Platz bösartige ungezogene Studenten mit Panzern plattgerollt hat) und die USA sorgen für die Versorgung mit Feuerwaffen; und was vom Westen nicht geliefert wird kopieren sich die Chinesen halt und bauen sie mit ihren riesigen Rohstoffvorkommen eben selbst. Effektive Sanktionen könnte man relativ leicht einführen –z. B. Einfuhrzölle deutlich anheben, weitere Embargos verhängen- um China diplomatisch UND wirtschaftlich stärker zu isolieren. Aber da wirtschaftliche Interessen ja sowieso alle anderen Überlegungen trumpfen, nutzt es nix, über solche Menschenrechts-Kinkerlitzchen rumzuheulen, die interessieren ja eh keine (Regierungs)Sau, also heulen wir mal lieber über den wirtschaftlichen Aspekt: der Westen kriecht China immer tiefer in den Arsch und kurbelt dadurch dessen Wirtschaftsmotor immer stärker an, und ich weiß aus eigener Erfahrung, daß die westliche Wirtschaft dadurch immer weiter geschwächt wird. Dabei ist China vom Westen viel abhängiger als umgekehrt- ohne die EU und die USA als wichtigste Wirtschaftsträger würde der ganze Wirtschaftsapparat in sich zusammenfallen. Aber nein, China ist ja so schön billig- zumindest wenn man ordentlich kurzsichtig ist, denn im Endeffekt wird uns das alles noch ganz schön teuer zu stehen kommen.

Für diejenigen, die keine Politiker sind und die der ganze Wirtschaftskram nicht interessiert, es gibt bei Amnesty International die Online-Petition "Gold für Menschenrechte“. Das Unterschreiben dauert nicht mal eine Minute, einfach auf das Bild klicken:

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Anhänger der Rede- und Pressefreiheit können zum Beispiel auch Reporter ohne Grenzen unterstützen- und sei es auch nur, um damit dieses geniale Plakat zu honorieren (ebenfalls auf’s Bild klicken):

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