27 Juni, 2004

WERBUMM!

Werbung. Ohne sie gäbe es viele Privatsender nicht, und wir müßten auf viele tolle Serien verzichten, andererseits wären uns auch viele Dinge erspart geblieben, die wir wohl alle besser nicht gesehen hätten. Ich persönlich finde, das Pro und Contra hält sich hier die Waage, und deswegen möchte ich hier mal an ein paar Werbespots erinnern, die es sich einfach mal verdient haben, erwähnt zu werden.

Die Frau in der O.B.-Comfort-Werbung (die früher immer vor den „Gilmore Girls“ lief) ist nicht nur zu blöd, sich einen Wollpulli über den Kopf zu ziehen, nein, sie entscheidet sie sich aus Bequemlichkeit auch noch für ein locker-leichtes Sommerseidenkleidchen und wird sich somit eine Lungenentzündung einfangen. Schließlich ist es ja so kalt, daß sie eigentlich einen Wollpulli angezogen hätte, wenn sie dafür nicht zu blöd gewesen wäre. Und wenn diese Frau dann an ihrer Lungenentzündung stirbt, dann nennt man das, liebe Kinder, die natürliche Auslese. Die Alten, Jungen, Schwachen und Doofen sterben zuerst.
Und wo wir schon mal bei O.B. sind- ich werde es nicht müde, immer wieder an den ersten Spot für die neue Tampon-Generation zu erinnern, den Tampon mit den geschwungenen Rillen! Einen Tampon mit Gewinde zu erfinden, war ein Geniestreich! Mir hat zwar die Erklärung des Herstellers nicht so ganz eingeleuchtet (daß der Tampon dadurch aufnahmefähiger sein soll), aber die Idee, sich den Tampon jetzt in die Mumu schrauben zu können, das finde ich wirklich toll. Nicht nur, daß der Tampon so mit Sicherheit viel besser sitzt, nein, es wird den modernen Frauen von Heute noch dazu auch ein Mindestmaß an handwerklichem Grundwissen vermittelt! Und das, liebe Freunde, das nenne ich „Fortschritt“.

Übel fand ich damals auch die Hohes-C Werbung mit der "blöden Ziege". Nicht auszudenken, was das zusammen mit der immer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne der Kinder anrichten wird. Ich seh‘ die Blagen jetzt schon Steine lutschen, weil sie es nicht fertigkriegen, sich die Werbung bis zum Schluß anzugucken und somit ganz verpassen, wie der nette Papi den netten Jungen darüber aufklärt, daß er ja auch einfach nur Hohes C trinken kann. Das ist nämlich genauso toll wie Steine lutschen.

Wegen mutwilliger Irreführung des Publikums sollte man übrigens auch die ‚Maitres Chocolatiers‘ von Lindt einbuchten- ich kann es mir zwar fast nicht vorstellen, aber da sich die Menschen schon seit jeher darin überschlagen, sich gegenseitig an Blödheit zu übertreffen, ist wahrscheinlich sogar DIES möglich: daß einige Menschen tatsächlich glauben, daß die Lindt-Produktion in sonnendurchfluteten Hallen stattfindet, in denen distinguierte reifere Herren in weißen Kochmützen kleine Blechglöckchen auf roten Samtkissen herumtragen und diese dann liebevoll kleinen Schokoladenhasen (verzeihung, Chocoladenhasen heißt das ja bei Lindt, den Lindt ist überaus fein und traditionell) umhängen, unter dem bewundernden und stolzen Blick weiterer distinguierter, reiferer Herren in weißen Kochmützen. Ehrlich, so haben mich noch nicht mal meine Eltern angesehen, als ich mein Abi bekommen habe. Naja, wahrscheinlich bin ich nur neidisch auf diese Chocoladenhasen. Und was bitteschön ist dieses "Conchieren"? Dieses re-vo-lu-tio-näre Verfahren, bei dem -haltet Euch fest!- Schokolade... in einem Behälter... rumgerührt wird!!!!

Im Prinzip gilt das Gleiche auch für die Landliebe-Werbung. Ich persönlich bin ja eher skeptisch, daß da die Landliebe-Frau wirklich hinterm Holzfass steht und mit viel Liebe unser aller Joghurt rührt. Aber es gibt bestimmt ein paar arme Seelen, die nicht so schrecklich zynisch sind wie ich. Ha, Landliebe-Werbungen! Auch alle durch die Bank grottenschlecht! Ich möchte insbesondere an diesen kleinen doofen Jungen zurückerinnern, der in einer Seifenkiste einen Berg herunterbrettert und erst unterwegs merkt, daß es ja doch eine gute Idee gewesen wäre, eine Lenkung einzubauen. Glücklicherweise endet im Landliebe-Universum ein Frontalcrash einer wackeligen Seifenkiste in voller Fahrt mit einem Baum nur mit einem kleinen, schüchternen Bumms und einer schmollend vorgeschobenen Unterlippe des kleinen doofen Jungen (Ich glaube, er sagt auch noch "Aua.“ Richtig: mit Punkt, nicht mit Ausrufezeichen. "Aua.“). Und Mami, die sich kurzzeitig von ihrem Joghurt-Rühr-Fass losgeeist hat, um ihrem Schatz zuzusehen, kommt angerannt, streicht dem kleinen doofen Jungen liebevoll über das –natürlich blonde- Haar, gibt ihm einen frisch handgerührten Sahnepudding und alles ist wieder gut.

Überhaupt sind Joghurtwerbungen immer dankbare Opfer. Zum Beispiel die Zott Jogolé-Werbung, in der vier schlanke, fröhlich-bunt angezogene, lustig durch die Gegend hüpfende und Handtaschen wild in die Luft schleudernde Frauen Anfang/Mitte 20 sich über einen Bodybuilder-Jogger amüsieren. Zu dieser Werbung fällt mir zwar im Moment keine großartige Pointe ein, dennoch hat sie es sich wahrlich verdient, hier erwähnt zu werden.

Und wer hätte es jemals für möglich gehalten, einmal eine Werbung für eine bestimmte Kiwi-Marke zu sehen? Hell, ich wußte noch nicht mal, daß es einzelne Kiwi-Marken überhaupt gibt, aber naja, die Dinger sind grün und sollen auch noch gesund sein, also kann ich davon ja auch keine Ahnung haben. Jedenfalls, ohne Zespri-Kiwi ist man blond, kurzhaarig und vital, aber MIT Zespri Kiwi hat man lange dunkle Locken und ist noch viel viel vitaler. Toll, nicht? Und ich dachte immer, dafür müßte man viel Geld beim Friseur ausgeben (Extensions, Farbpackungen und Dauerwelle) aber nein, man muß nur Kiwis essen. Und zwar von Zespri.

Hach ja, und dann ist da ja auch noch die Frau aus der Calgonit Spülreiniger-Werbung. Jedes Mal, wenn ich die sehe, geht es mir direkt viel besser- die versucht nun schon seit JAHREN ebenso verzweifelt wie vergeblich, ihren Nachbarn mit sauberem Geschirr rumzukriegen. Und es wird ihr am Ende des Spots immer wieder das selbe versprochen: nämlich, daß es JETZT auch mit ihrem Nachbarn klappen wird. Und egal, wie oft sie schon darauf reingefallen ist (denn es hat ja offensichtlich auch mit den 15 letzten verschiedenen Produkten nicht geklappt), die glaubt denen das immer noch. Ich weiß ja, eigentlich sollte man mit der guten Frau Mitleid haben- aber ich kann nicht anders als mich zu freuen. Da ist jemand, der ist noch viel verzweifelter als ich und merkt’s nicht mal.

Mit einem Schaudern ist es meine Pflicht, an die Kaffeewerbung mit dem blöden Jungen, dem blöden Hund und dem blöden, alleinerziehenden Vater zu erinnern. Ich kann mir zwar nie merken, welche Kaffeesorte es nun ist (Melitta? Das könnte gut sein, die hatten früher auch immer schon so schreckliche Filtertüten-Werbungen), aber diese Werbungen sind einfach nur der Obergrauen. Ich bin sicher, Ihr wißt, wovon ich spreche, und wenn nicht, dann schätzt Euch glücklich. Der Vater liegt entweder faul auf der Couch oder im Bett, während der Junge Mathearbeiten versaut und Kaffee kocht. Kein Wunder, daß die Frau schon seit langer Zeit Reißaus ihr Heil in der Flucht gesucht hat. Woher ich das mit der langen Zeit weiß? Naja, erstens laufen diese Werbungen nun schon seit Ewigkeiten, zweitens ist der Junge mittlerweile ein wahrer Routinier des Kaffee-Kochens und weiß sogar schon, aus welchen Kontinenten der kaffee kommt.

Und was ist nun die schlechtesten Werbung überhaupt?? Angesichts der überwältigenden Auswahl, die einem das Deutsche Werbefernsehen bietet, ist es schier unmöglich, hier den Schlimmsten zu küren. Fest stehen allerdings zwei Konzerne, die sich bereits seit Jahren ein erbittertes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern und sich immer wieder selbst übertreffen: Ferrero und Storck.

Ferrero-Werbungen sind immer auf einem gleichmäßig obermiesen Niveau. Egal ob es sich um den neuesten Mon-Chéri-Spot dreht (in dem dieser eine unglaublich gutaussehende Mann sabbernd Carlotta hinterherrennt) oder um den Milch-Jieper. Mein persönlicher Ferrero-Favorit ist allerdings schon etwas älter, es handelte sich um einen Spot für Kinder-Bueno. Ein hübsches, aber dennoch irgendwie schleimig wirkendes Teenie-Pärchen. Sie eröffnet ihm gerade, daß sie ihre Führerscheinprüfung bestanden hat, woraufhin er vollkommen aus dem Häuschen gerät und vorschlägt, daß das mal so richtig gefeiert werden muß! Und zwar mit Schokolade! Und zwar (und hier bekommen seine Augen dieses draufgängerische Funkeln!) GLEICH MIT EINER GANZEN TAFEL! Daraufhin schaut sie ihn vollkommen entsetzt an und fragt, wer denn dann wohl in ihre Jeans passen soll, hmm? Anscheinend hat sie wohl wirklich die Tendenz, bei einer ganzen Tafel direkt 4 Kilo zuzunehmen, denn er schaut auf ihre harsche Zurechtweisung hin sehr reumütig ob seiner Verwegenheit drein. Aber glücklicherweise weiß sie genau, wie sie diese Situation retten kann- freudestrahlend und sich vor Vorfreude fast überschlagend verkündet sie triumphierend, daß es ja KINDER BUENO gibt! Und wieder einmal hat Ferrero bekloppte Kinder glücklich gemacht!
Oder mit diesen beiden Kindern (ein Junge ein Mädchen), die ihrem Vater eine Tafel Vollmilch-Schokolade vom Einkaufen mitbringen sollen und statt dessen mit Kinder-Schokolade ankommen. Und was macht dieser schleimige Quten-Papi? Anstatt diesen Blagen zur Strafe erstmal gehörig den Hintern zu versohlen, so wie ich das gemacht hätte, hört der seiner Schokolade zu, wie voller Milch sie ist. Tja, der Stamm ist nie weit vom Apfel.

Kommen wir nun zu Storck. Storck hat u. a. die Werbungen für Werther’s Echte (pardon, Werther’s Original!) und Merci zu verantworten. Und als ob das nicht genug wäre, haben sie vor Kurzem auch noch zum ultimativen Rundumschlag ausgeholt: ein Best-Of aller ihrer Werbungen, 1 Minute 30 lang und untermalt mit einem Lied, dessen Schmalzpegel das Merci-Lied noch bei weitem übertrifft (unglaublich, aber das geht tatsächlich). Ein Medley mit dem netten Opa, der seinem Enkel ein Werther’s überreicht, dem netten Postboten, der der alten Dame netterweise die Post bis in den 14 Stock bringt, der Typ, der seiner im Käfer sitzenden Schnalle durch den strömenden Regen hinterherrent und zufälligerweise gerade eine Packung Merci in der Hand hat... und allen anderen netten Menschen, die uns früher schon jedesmal zum Kotzen gebracht haben. Und am Ende steht dann „Storck- Part of your World.“ Auf Englisch, denn das symbolisiert Fortschritt und Modernität. Diese Werbung ist wirklich SO schrecklich, daß mir die Worte fehlen, um ihr auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Ich habe mich entschieden, dies ist meine Nummer 1!!!

Schlimmste Radiowerbung ist mit Abstand und vollkommen unumstritten die Werbung für Seitenbacher Müsli. Leider Gottes kann ich sie überhaupt nicht beschreiben, man muß sie sich schon selbst anhören. Ich kann nur soviel sagen: sie ist schon geradezu spektakulär, so doof ist sie. Wenn Ihr SWR3 hört, müßtet Ihr irgendwann einmal darüberstolpern. Unglaublicherweise ist die Firma darauf auch noch so stolz, daß man sich auf ihrer Website alle Spots anhören konnte! Das nene ich Kundenservice. Leider Gottes ist Seitenbacher mittlerweile aufgegangen, daß "negative Publicity" vielleicht doch nicht so berauschend ist, jedenfalls wurde diese Seite mittlerweile vom Netz genommen. Ich sage Euch, Ihr habt was verpaßt.

Tja, ich bin stolz auf mich. Während sich andere ständig nur über die Werbung aufregen, ist sie für mich ein unerschöpflicher Quell reinster Erheiterung. Leute, man muß das Leben positiv nehmen anstatt sich über alles aufzuregen! Merkt Euch meine weisen Worte...

26 Juni, 2004

Wie Hollywood (stellvertretend für die gesamte Filmwelt) sich vom Rest der Welt unterscheidet.

Bettdecken: für Paare gibt es in Hollywood extra L-förmig geschnittene Bettdecken, die den gesamten Oberkörper der Frau halsabwärts bedecken, dem Mann aber nur bis knapp zum Bauchnabel reichen.

Parkplätze: in Hollywood findet jeder einen Parkplatz. Und zwar immer genau vor dem Haupteingang des Ortes, wo der-/diejenige hinwollte. Und es ist auch nicht einfach nur ein Parkplatz, nein, es ist in der Regel eine mindestens 15 Meter lange Parklücke, in die der-/diejenige mit Schwung vorwärts reinfahren kann. Rückwärts einparken unnötig. Selten, sehr selten Ausnahme: wenn der Film einen Lacher provozieren soll, wird eine weibliche Protagonistin tatsächlich rückwärts in eine tatsächlich enge Parklücke gezwungen. Hierbei ramponiert sie mindestens 2 umstehende Autos und am Ende steht sie so, dass sie das Auto durch die Beifahrertür verlassen muß. Man kann davon ausgehen, dass dies die beste Szene dieses Films sein wird. Oder besser gesagt, die am wenigsten schlechte.

Autos abschließen: die Filmwelt ist ein sehr sicheres, vertrauensseliges Pflaster, wo niemand auch nur im Traum daran denken wird, sein Auto abzuschließen. Auch nicht, wenn das Ganze in der Bronx stattfindet oder in L.A. South Central. Ausnahme hierbei: extrem moderne, schicke Autos, die beim Abschließen durch so ein cooles Fernsteuerunsdings ein melodisches *blip-blip* von sich geben und zweimal fröhlich mit den Blinkern grüßen. Product Placement in seiner pursten Form. Natürlich versteht es sich von selbst, dass dieses Abschließen immer lässig über die Schulter und während des Weggehens erfolgt- nicht so wie bei uns, wo man das auch versucht, das Auto aber gar nicht daran denkt, *blip-blip* zu machen- in der normalen Welt funktioniert eine solche Fernbedienung erst, wenn man es von mindestens drei Seiten des Autos versucht hat.

Hollywood-Autos: sobald 2 Autos zusammenstoßen, explodieren sie. Wo man sich im wahren Leben mit 2 verbogenen Stoßstangen trennt (wenn überhaupt), verlässt man in Hollywood das Auto als überschaubares Aschehäufchen. Ich persönlich finde ja, dass man die Autos in Hollywood etwas sicherer konstruieren sollte, aber auf mich hört ja wie immer keiner.
Dafür scheinen Hollywood-Autos allerdings eine Art Autopilot eingebaut zu haben, der es einem fahrenden Schauspieler erlaubt, sich über lange Zeiträume hinweg intensiv mit seinem Beifahrer zu beschäftigen. Reden, tief in die Augen gucken, küssen... alles kein Problem dank des Autopiloten. Darauf ist vermutlich auch zurückzuführen, dass die Lenkungen sich ein wenig seltsam verhalten. Mal erfordert es eine Mini-Kurve, dass das Lenkrad 4 Mal herumgedreht wird, mal fährt man in eine 180° Haarnadelkurve und bewegt das Lenkrad um, hmm, geschätzte 3 Zentimeter.

Gut & Böse: Gut triumphiert IMMER über das Böse. IMMER. Es ist allerdings ein ungeschriebenes (?) Gesetz Hollywoods, dass es bis drei Minuten vor Schluß so aussieht, als hätte das Gute nicht auch nur die geringste Chance (aber auch nur, weil das Böse sich nicht an die Spielregeln hält und sich höchst unfair verhält). Selbstverständlich dreht das Gute dann aber den Spieß um, und nur Kraft seines Gut-Seins. Vermutlich hat der Böse gerade eine abfällige Bemerkung über die Mutter des Helden gemacht, was in ihm ungeahnte Kräfte freisetzt.
Aufgepasst: gewinnt das Böse doch, dann kann man sich sicher sein, dass in spätestens drei Jahren eine Fortsetzung in die Kinos kommt.

Der Tod: Gestorbene Helden, deren Leiche man nicht gesehen hat, sind prinzipiell nicht tot. Wenn der vermeindliche Tod am Anfang oder in der Mitte des Films stattfindet, darf man sich auf ein Wiedersehen gegen Film-Ende freuen (sehr wahrscheinlich gerade dann, wenn die Lage hoffnungsloser nicht sein könnte). Stirbt der Held gegen Ende (ohne Leichenfund), gibt es eine Fortsetzung. Dies gilt übrigens ebenfalls für Oberbösewichte.
Helden, die tatsächlich hochamtlich vom Tode ereilt werden, sterben nie einfach nur so. Nein, als Hollywoodheld hat man noch viel zu viel zu sagen, um lautlos den Löffel abgeben zu können- egal, wie schrecklich er auch verwundet wurde und was auch immer er für Schmerzen erleidet. Typische, oft gehörte Sätze sind zum Beispiel: „Ich habe Dich immer geliebt, seit dem Moment, an dem ich Dich zum ersten Mal sah- Du trugst Dein blaue Kleid...“ (spätestens hierbei ging jeder Bezug zur Realität flöten, denn Männer können sich nicht mal merken, was man gestern getragen hat, geschweige denn vor einigen Jahren), „Ihr dürft nicht verzweifeln, kämpft weiter, Ihr werdet es schaffen!“ oder auch „Ich werde Dich nie wirklich verlassen, denn ein Teil von mir wird immer bei Dir bleiben.“ Wenn der/die Sterbende schon etwas älter ist, lautet der meistverwendetste Satz „Trauert nicht um mich, ich hatte ein erfülltes Leben.“.

Zielübungen: Die Bösen können nicht schießen. Egal, wie viele Schüsse sie auch abgeben, das höchste der Gefühle ist eine harmlose Fleischwunde. Die Guten hingegen brauchen jeweils nur einen Schuß, um ganze Armeen auszulöschen.

Koffer: ja, die sind in der Filmwelt auch ein seltsames Phänomen. Frauen schleppen sich prinzipiell schon mit einer etwas größer geratenen Prada-Handtasche ab, während die Männer mehrere vollgepackte, überdimensionale Riesenkoffer mit der allergrößten Leichtigkeit durch die Gegend transportieren. So als ob, ja, als ob... ein ungeheuerlicher Gedanke kommt mir da gerade... als ob da nur Schaumstoff drin wäre!!

Aussicht: Schaut man in Paris aus irgendeinem Fenster, sieht man immer den Eiffelturm. In New York sieht man immer das World Trade Center (zumindest in Filmen, die zwischen 1979 und 2001 gedreht wurden; nach 2001 sieht man entweder ein vielsagendes Nichts oder aber ersatzweise das Empire State, welches auch vor 1979 zum Einsatz kam.). In L:A. sieht man von jedem Fenster der Stadt aus eigentlich nichts anderes als das Hollywood-Zeichen- es sei denn, es handelt sich um einen sozialkritischen Film, dann sieht man nämlich nur Smog. Das Nichtssehen findet auch bei in London ansässigen Filmen seine häufigste Verwendung- der traditionelle Nebel. Wenn man verschwommene Umrisse der London Bridge sieht, will der Filmemacher andeuten, daß in London gerade schönes Wetter ist. Daß Smog-L.A. und Fog-London oft nicht genau auseinandergehalten werden können, hat bereits viele Zuschauer in heillose Verwirrung gestürzt.

Absätze: Hollywood scheint die Schuhmacherkunst jedenfalls schon mal nicht erfunden zu haben, soviel ist sicher. Muß eine Frau aus irgendeinem Grund (meistens ein Mann) so schnell wie möglich fliehen, und muß sie dies zu allem Überfluß auch noch zu Fuß tun, trägt sie auf jeden Fall hochhackige Schuhe, bei denen mindestens einer der Absätze abbricht, und das meistens schon auf den ersten 5 Metern.

23 Juni, 2004

Schadenfreude kommt nach dem Fall

Yee-ha! Deutschland ist RAUS und Holland ist weiter. Geschieht diesen arroganten deutschen Fußballfans wirklich recht- Rache für die „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“-Singerei und das ungerechtfertigte Erreichen des WM-Finales von vor 2 Jahren. So weit zum Fußball.
Ansonsten ist das Wetter unglaublich mies- 20 Grad käme uns momentan schon so vor wie subtropisches Klima, davon können wir nämlich nur träumen. Und zu allem Übel hatten wir gestern auch noch einen Sturm, wegen dem ganze 3 Minuten das Fernsehbild ausgefallen ist- und das ausgerechnet bei den Gilmore Girls!!! Ich habe natürlich sofort Tanja angerufen, vielleicht spinnt ja nur mein Fernseher, und sie könnte das Telefon ja neben ihren Fernseher legen, so daß ich wenigstens mithören könnte- aber nein, nichts zu machen, das Bild war überall im Eimer. Und als der Schaden dann nach drei endlosen Minuten endlich behoben war, hatte Madeline plötzlich ihre Finger in den Ohren und man wußte überhaupt nicht warum! Dieser Vorfall hat mich aufgerüttelt: ich darf mich nicht einfach nur auf’s Kabelfernseher verlassen, sondern werde mich nach der Möglichkeit erkundigen, auf Satellit umschalten zu können. Sicher ist sicher.
Hmm... mir deucht, es ist wieder einmal Zeit für mein Mantra. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life. I do have a life.
Wenn man es sich oft genug sagt, glaubt man sogar irgendwann selbst ein bißchen dran...

Im Übrigen gucke ich momentan ganz viel Werbung, weil ich nämlich eine Top 10 der schlechtesten Werbespots erstellen möchte. Für Vorschläge und Anregungen bin ich natürlich absolut dankbar, ich muß allerdings darauf hinweisen, daß Wasch- und Spülmittelwerbungen so unglaublich schlecht sind, daß sie außer Konkurrenz laufen (es sei denn, eine davon ist ganz besonders schrecklich, selbst für eine Waschmittelwerbungsverhältnisse). Und es steht bereits heute fest, daß sämtliche Werbungen für Ferrero-Produkte (Milchschnitte, Kinder Bueno etc.) ganz oben in den Charts stehen werden. Also, mailt mir Eure Favoriten, es dürfen auch ältere Werbungen sein, sofern sie sich einem aufgrund ihrer Doofheit in’s Gehirn eingebrannt haben.

21 Juni, 2004

Kinderglück

Wow- ich habe dieses Wochenende erfahren, daß ich in meiner Pubertät doch Erfolg hatte, meinen Vater in die Verzweiflung zu treiben! Meine Mutter hat mir verraten, daß mein Vater heute noch mit Grauen an meine Punk-Zeit zurückdenkt, und offiziell bekanntgegeben hat, daß ich von allen drei Kindern mit Abstand das Schlimmste gewesen bin! Er kommt zwar spät, der Triumph, aber immerhin, er kommt! Bisher hatte ich immer gedacht, daß ich damals den Kürzeren gezogen hatte, weil es meinen Vater nicht weiter aufzuregen schien, wie ich rumgelaufen bin- er hat sich nur ständig über mich lustig gemacht, und das hat MICH immer zur Weißglut getrieben- aber anscheinend hat er doch einen Stoßseufzer der Erleichterung von sich gegeben, als ich dann doch irgendwann gemerkt habe, daß Anarchie und die damit verbundenen Krätze-verseuchten Punks doch nichts für mich sind... Aber daß ich damals sogar schlimmer war als Valérie zu ihren übelsten Zeiten, damit habe ich nicht gerechnet- ich meine, immerhin ist Valérie ausgezogen, sobald sie konnte, und ich glaube, damals hat Papa sie auch mit Freuden gehen sehen... daß ich DAS toppen kann, das erfüllt mich dann doch mit Stolz.
Was gibt es sonst noch Neues? Ach ja, mein Rasen wächst und gedeiht, es ist jetzt schon eine durchgehend grüne Fläche, und jeden Tag begutachte ich die zarten grünen Hälmchen mit etwas, das nichts anderes sein kann als Mutterstolz. Ich habe diese Grünfläche erschaffen, sie ist mein Werk- und im Gegensatz zu Lara, dem jüngsten Neuzugang der Brione-Dumrathschen Koproduktion, weckt mein Rasen mich nicht alle 3 Stunden auf um gewässert zu werden. Ach ja, und dann war ich ja dieses Wochenende auch noch in Paris, um mir Lara mal aus der Nähe anzusehen, und ich kann es nicht anders sagen- die Kleine hat weder Ähnlichkeit mit Hugues noch mit Valérie, sondern mit Helmut Kohl (allerdings mit mehr Haaren). Tja, es tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber ich kann nun mal nicht lügen. Ansonsten ist sie allerdings wirklich wirklich ganz bezaubernd- sie hat dauernd Schluckauf (das hört sich an wie bei einer Großen!), und wenn sie sich über irgendetwas aufregt, und kurz vor dem Schreien steht, dann läuft nicht nur ihr Gesicht rot an sondern auch der gesamte Kopf. Das ist praktisch, denn wenn meine Schwester und mein Schwager taub wären, würden sie nachts immer noch wach werden, wenn Lara Hunger hat, weil das ganze Schlafzimmer dann rötlich glühen würde.

14 Juni, 2004

Fuhtzball

War ja wieder mal typisch. ICH schaue mir 80 Minuten lang an, wie die Franzosen zwar ganz hübsch spielen, aber ansonsten nichts auf die Reihe kriegen, aber kaum bin ich weg, da haut Zidane den Engländern innerhalb von 2 Minuten zwei Tore rein, und ich erfahre das Ganze erst am nächsten Morgen aus dem Radio. Grmpf! Aber naja, besser so als hätten sie es ganz vermasselt.
Morgen spielt Deutschland gegen Holland, und da ich noch das schadenfrohe Gegröle der Deutschen von vor 2 Jahren im Ohr habe ("Ohne Holland fahr'n wir zur WM"), wünsche ich mir aus tiefster Seele, daß die Deutschen mal so richtig einen auf die Mütze kriegen. Und zwar nicht aus mangelndem Patriotismus (also, nicht nur), sondern weil es denen mal recht geschehen würde, den arroganten Deutschland-Fans! Nur weil sich Deutschland bei der WM irgendwie in's Finale gewurschtelt hat (und jetzt werden tausende von Fans aufschreien und mich wütend darauf hinweisen, daß Deutschland immerhin ein 8 zu 0 auf den Rasen "gezaubert" hat... jaja, liebe Freunde, gegen Saudi-Arabien, wenn ich mich recht erinnere. Die Saudis haben bis dahin auch immer nur mit verhärteten Sandklumpen gespielt und waren mit einem Ball, der nicht sofort zerbröselt, ja auch hoffnungslos überfordert.)

13 Juni, 2004

Geburt 2.0 / Teil 2

00:19

Mann, Warten ist ätzend! Habe mir gerade drei blaue Punkte auf den Ballen meines rechten großen Zehs gemalt, aber der Sinn dessen entgeht sogar mir selbst. Wenn in diesem Haus jetzt ein Telefon klingelt, bin ich tot; Herzinfarkt. Und dann werden sich die Leute fragen, ob mein Geist möglicherweise in Gudule's Körper übergegangen ist, und daher werden Dich Deine Eltern später einmal zwingen, langweilige Lieferantenhandbücher zu übersetzen. Und die Leute werden Dinge sagen wie "Das ist der Kreislauf des Lebens, der eine kommt, der andere geht." (aber wenigstens reden sie dann mal nicht über's Wetter, ist doch schon mal was!), und dann werden sie sich ein bißchen unbehaglich ansehen und weiter den trockenen Kuchen essen (wir sind nämlich auf meinem Leichenschmaus). Übrigens, nur für den Fall meines Todes, ich glaube nicht mehr, daß ich vom CIA noch weiter verfolgt werde. Außerdem möchte ich, daß an meiner Beerdigung "I've had the time of my life" aus "Dirty Dancing" und "Arms of an Angel" von Sarah McLaughlan gespielt werden. Und 1000 weiße Luftballons sollen in den Himmel aufsteigen. Und ich will auf dem kleinen Dorffriedhof in Roussillon oberhalb der Ockerfelsen beerdigt werden! Ansonsten ist mir der Rest ganz egal. Ach ja, und mein doofer französische Cousin Thomas darf ausdrücklich nicht kommen! Ich habe geschworen, ihm bei unserer nächsten Begegnung eine runterzuhauen, und es wäre äußerst frustrierend für mich, tot zu sein und dies nicht tun zu können.

00:22
Was dauert das denn so lange?? So kann ich ja nie einschlafen. Ich glaube, ich muß mich mit der halben Tüte Chips betäuben, die ich unten im Schrank geortet habe (Chips-Radar).

09:30
Kann jetzt nicht mehr so lange warten, mir ist gerade wieder Virginie's Nachname eingefallen, das ist Valérie's Freundin vor Ort, die weiß bestimmt mehr. Werde die Nummer über die Auskunft beschaffen.

18:15
So, Ende gut, alles gut! Es war zwar eine schwierige Geburt mit Kaiserschnitt und allem drum und dran (wenn schon, denn schon, hat meine Schwester sich gedacht, die Ärzte sollen schließlich auch mal was tun für ihr Geld!), aber Valérie geht's verhältnismäßig gut (sie ist auf einer großzügigen Dosis Morphin, es geht ihr eigentlich sogar ganz ausgezeichnet!), und an Lara (the Baby formally known as Gudule, oder auch Nichte 2.0) gibt es momentan auch nichts weiter auszusetzen, als daß sie dicke Backen hat; aber ansonsten ist alles dran und da, wo es hingehört! Mit 3300 Gramm ist Lara das offiziell dickste Baby der gesamten Familie, und ich glaube, das wird man ihr auch noch viele Jahre lang liebevoll unter die Nase reiben, in bester Dumrathscher Tradition. Und irgendetwas sagt mir, daß auch Gudule nicht ganz verloren gehen wird... (armes Kind. In deutscher Lautschrift [Güdül] geschrieben sieht das ganze aus wie ein türkischer Name...).
Nachdem ich bei der WM vor 2 Jahren ja einen ziemlichen Dämpfer bekommen habe, was die Equipe Tricolore andgeht, sehe ich Lara zuliebe mal davon ab, ihr weiteres Schicksal vom Ausgang des Spiels abhängig zu machen. Das ist mir zu riskant, und ich möchte meine frischgebackene Nichte ja nicht zu einem schlechten Start verdammen. Heute Abend spielt Frankreich nämlich gegen England als ihr erstes Spiel bei der EM. Allez les Bleus!

22:23
Kann es nicht mehr mit ansehen, Frankreich liegt 1 zu 0 zurück und es sind nur noch ein paar Minuten zu spielen- ich gehe jetzt in's Bett.

12 Juni, 2004

Geburt 2.0 / Teil 1

23:44

So, ich sitze hier gerade bei meinen Eltern in Unkel und vor ein paar Minuten sind wir alle mit sämtlichen uns zur Verfügung stehenden Telefonen bewaffnet in's Bett gegangen- Valérie bekommt nämlich gerade ein Kind. Natürlich nicht irgendein Kind- sondern ihr Eigenes. Um diese 2. Schwangerschaft von der Ersten unterscheiden zu können, habe ich sie "Codename: Gudule" genannt. Gudule (sprich "Güdül") ist ein Name, über den wir mal in einem französischen Namensbuch gestolpert sind und der mindestens eine halbe Stunde lang für ungetrübte Heiterkeit gesorgt hat. Fortan hieß das ungeborene Baby nur noch Gudule (was uns übrigens immer wieder fröhliche Augenblicke beschert hat). Armes Kind. Aber NUN hat es sich ja ausge-Gudule-t. Valérie liegt in den Wehen, zumindest ist das unser letzter Stand, weil wir nämlich noch keinen erlösenden Anruf bekommen haben, und sobald das Baby auf der Welt ist wird es Lara heißen- Schluß mit Gudule (Schade eigentlich). Apropos Anruf: Schande über mich. Gudule, Deine Tante Katharina, Kathrin, Catherine oder auch kurz Tati, die gestern noch im Telefonat mit Deiner Mama so groß getönt hat, daß sie SOFOrt angerufen werden will, wenn es losgeht, Deine Tante, die sonst noch nicht einmal ohne ihr Handy auf's Klo geht, genau diese Tante vergißt ausgerechnet HEUTE Ihr Handy, wenn sie für insgesamt 6 Stunden mit Deinen Großeltern auf dem verregneten Grillfest Deiner Großkusine Christiane ist! Und ausgerechnet HEUTE, genauer gesagt um 15:41 MEZ versucht Deine Mutter vergeblich, mir telefonisch mitzuteilen, daß Ihre Fruchtblase gerade geplatzt ist und Du so langsam auf dem Trockenen sitzt. DAS, liebe Gudule, das nennt man einerseits "Schlechtes Timing" und andererseits auch "Murphy's Law". Im Moment wird Dir das zwar noch nicht sonderlich viel sagen (zumindestens hoffe ich doch sehr, daß bei Euch im Krankenhaus gerade nicht alles schiefgeht, was schiefgehen kann!), aber glaube mir, mit diesem Gesetz wirst auch Du noch in Kontakt kommen. Jedenfalls bin ich nicht dagewesen, um wenigstens für kurze Zeit live dabei zu sein, und ich könnte mich dafür in den Hintern treten. Ich werde versuchen, dies mit einer lustigen Anekdote zum Thema "Fruchtblase" ein wenig auszugleichen. Erst einmal vorweg: Du wirst in eine liebende Familie hineingeboren, daß das mal keine Mißverständnisse entstehen! Ich war früher als Kind so dünn, daß man mir solch liebevolle Spitznamen gab wie Kantenknie oder Spitzkinn; und irgendein abgrundtief durch und durch boshafter Mensch (vermutlich Deine Mutter, aber bis zum heutigen Tage habe ich es ihr nicht nachweisen können) sähte das Gerücht, bei meiner Geburt sei die Fruchtblase gar nicht geplatzt, sondern ich hätte sie aus Versehen mit meinem Kinn aufgestochen. Jaja, so sind wir zueinander, wir Dumraths. Fast wie eine richtige Familie. Übrigens mache ich Gudule hiermit offiziell für meinen neuesten Pickel verantwortlich! Nach guten 2 pickelfreien Wochen genügte die mickrige Nachricht auf dem Anrufbeantworter, daß Valérie im Krankenhaus liegt, vollkommen aus, um das sensible Gleichgewicht meiner Haut vollkommen auf den Kopf zu stellen. Böse Zungen werden nun behaupten, das läge eher an den Chips gestern bei Sven's B'day-Party, aber das ist pure Verleumdung. Die Balance meiner Haut ist eben sehr eng mit meiner seelischen Verfassung verknüpft, und da ist es vollkommen nebensächlich, daß ich mich mit Erwin über eine Tüte Chips erbitterte Handgreiflichkeiten ausgetauscht habe! Jedenfalls, ich widme diesen besonderen Pickel meiner neugeborenen Nichte und nenne ihn "Gudule". Möge er im Gegensatz zu seiner Namenspatin ein kurzes und unerfülltes Leben haben. So, und jetzt werde ich Hugues eine weitere Nachricht auf die Mailbox sprechen (die Vierte?).

06 Juni, 2004

Salsa-Grabbeleinen

War gestern abend mit Caro in Köln unterwegs, und nachdem wir erstmal eine Weile im Friesenviertel umhergeirrt sind und auf einer Black-Music-Kinderparty waren, sind wir dann zum Salsa-Tanzen im „Petit Prince“ gelandet. Und wer hätte das gedacht- kaum 5 Minuten da, und schon wurden wir aufgefordert. Caro’s Tänzer war absolut hervorragend und meiner ein Grabscher. Stimmt ja- deswegen hatte ich damals mit dem Salsa aufgehört- die Nahkampfspezialisten. Nach 10 Minuten Selbstverteidigung hatte ich dann die Nase gestrichen voll und habe den Rest des Abends damit verbracht, vor dem Typen zu fliehen und sehnsüchtig auf die Tanzfläche zu gucken... Denn die ersten 5 Minuten, in denen der Idiot sich noch beherrschen konnte, habe wieder unglaublich Spaß gemacht! Hatte das ganz vergessen, und komischerweise habe ich anscheinend auch gar nicht so viel verlernt, wie ich ursprünglich gedacht hätte! Hmm... wer weiß, vielleicht schaue ich mir ja mal wieder eine Salsaparty hier in Bonn an? Ich weiß zwar nicht, ob ich Knut, den Salsa-König von Bonn, mittlerweile besser ertrage, aber ausprobieren kann ich’s ja mal...

04 Juni, 2004

Wochenende mit DIY

16:00

So, Freitag, Feierabend und somit offiziell Wochenende.
Was bisher geschah:
  • Ich habe eine Arbeitskollegin ein bißchen aufgeheitert, die von ihrem jüngeren Bruder (17), übrigens ein ganz reizender charmanter Junge, als „dreckige Hure“ bezeichnet worden ist, indem ich ihr gesagt habe „Lieber eine dreckige Hure als gar keinen Sex wie ich“. Schließlich richtet es einen doch immer auf, wenn man vor Augen gehalten bekommt, daß andere noch schlechter dran sind als man selbst. Der eigentliche Witz an dieser ganzen Geschichte ist allerdings, daß diese Kollegin überhaupt schon mal gar keine Zeit hätte, eine dreckige Hure zu sein, selbst wenn sie diesbezügliche Ambitionen hätte.
  • Ich wurde von einem neuen Anzeichen für das Älterwerden informiert: wenn man als Frau beim Arzt vor dem Röntgen nicht mehr gefragt wird, ob man schwanger ist.
  • Und ich habe von 12 bis 3 an der Pforte gesessen. In der Ausübung dieser anspruchsvollen Tätigkeit habe ich 6 Mal die Schranke betätigt, bin ganze 2 Mal an’s Telefon gegangen, habe 15 Leute in die Anwesenheitsliste ein- bzw. ausgetragen, habe 113 Seiten meines Buches gelesen, 2 Solitaire-Spiele verloren und saß ansonsten in der Falle. Nicht nur, daß das Ganze sterbenslangweilig ist, nein, das Schlimmste ist, daß es kein Entrinnen gibt und die Pforte daher Anlaufpunkt für sämtliche Laberbacken dieser Firma ist. Und als hätte sie meine Wehrlosigkeit gespürt, bereits nach 5 Minuten bekam ich Besuch von der Putzfrau meiner Alpträume- und diesmal konnte ich mich nicht wie sonst immer mit meiner Arbeit rausreden, denn es war für jeden ganz klar ersichtlich, daß ich nicht auch nur das Geringste zu tun hatte. Diesmal erzählte sie mir von ihrer Freundin Gisela P. Die volle Ladung. Ohne Erbarmen. 15 Minuten. Und 15 Minuten können lang sein. Genau 900 Sekunden. Kaum hatte ich mich von der Putzfrau-die-offensichtlich-nie-putzt erholt, suchte mich ihr männliches Pendant heim und erzählte mir voller Stolz, daß er heute Morgen bereits 3 große Müllsäcke voll Löwenzahn gesammelt hat. Für seinen Freund. Der hat nämlich Kaninchen. 20, um genau zu sein. Und die haben 30 Junge bekommen. Macht zusammen 50. Und die fressen Löwenzahn. Aber dieser Freund hat nicht nur Hasen, sondern auch Hühner, jawohl. Jedenfalls konnte ich mich nach 20 Minuten wieder voll und ganz meiner Langeweile widmen- das hatte wirklich was für sich!

Bitte, Leute, irgendjemand muß mir einfach verraten, wie ich solche Leute zum Schweigen bringen kann, ohne sie zu erdrosseln! BITTE! Ich will nicht in’s Gefängnis!

Nach diesem aufregenden und fordernden Arbeitstag kam ich nach Hause und stellte fest, daß der Lichschalter in meiner Küche den Geist aufgegeben hat. Und alles, was über das Auswechseln einer Glühbirne hinausgeht, übersteigt meinen elektrotechnischen Horizont. Immerhin habe ich schon einmal die dunkle Ahnung, das man für das Auswechseln des Schalters (an dem auch eine Steckdose dranhängt) zuerst einmal die Sicherungen herausnehmen sollte. Leider habe ich nicht einmal den blassesten Schimmer, wo die wohl sein könnten. Wahrscheinlich sind sie im Keller, für den ich immer noch keinen Schlüssel habe, da ich a) den Keller noch nie gebraucht habe und b) ja schließlich auch erst seit September 2000 hier wohne.
Verdammt. Und jetzt? Wieder einmal wird mir vor Augen geführt, daß Single-Sein scheiße ist. In Filmen haben Single-Frauen immer einen netten gutaussehenden Nachbarn, der sowas immer gerne erledigt und mit dem sie am Ende dann auch meistens zusammen kommen. Nun, meine Nachbarn sind weder gutaussehend noch, soweit ich das bisher beurteilen konnte, nett, und anstatt mir freudestrahlend zur Hilfe zu Eilen, würden sie mir wahrscheinlich unsittlich zu nahe treten. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als meinen Vater anzurufen. Nicht auszudenken, was ich machen soll, wenn meine Eletern in Roussillon wohnen??
Das „Single-sein-satt-haben“ ist zusammen mit „sich-nicht-verlieben-können“ einfach eine ganz ganz miese Kombination. Vor allem, wenn sich dazu noch technisches Unvermögen gesellt.

16:08
Ich konnte mich dunkel daran erinnern, daß ich meinen Fotovorhang damals vor etwas gehängt hatte, was wie ein alter ausrangierter Sicherungskasten aussah. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, deswegen inspizierte ich das Ganze und siehe da: das ist tatsächlich mein Sicherungskasten, und er funktioniert noch! So wie er allerdings aussieht frage ich mich nur, wie lange noch. Ha! Derart beflügelt tauche ich jetzt in die wunderbare Welt der "Gilmore Girls“ ein, und dann sehe ich weiter.

23:10
HA!! Wer braucht schon einen Mann?? Selbst ist die Frau, und wie! Man wird es mir ja wahrscheinlich nicht glauben wollen, aber ich habe doch tatsächlich soeben ganz alleine einen uralten Lichtschalter mit uralter Steckdose gegen ein neues und funktionierendes Modell ausgetauscht! Ich bin noch viel stolzer auf mich als damals, als das Abflußrohr in der Küche so hoffnungslos verstopft war und ich das ganze auseinandergenommen und repariert habe- und das ganz ohne Werkzeuge. Jedenfalls, mein Vater war nicht da, als ich angerufen habe, also dachte ich mir, jetzt wo ich die Sicherungen herausdrehen kann, kann ich es ja genausogut auch alleine probieren. Bevor ich zum Knauber gefahren bin, habe ich mit meiner Digitalkamera noch ein Bild von dem defekten Schalter gemacht, daß ich im Notfall vorzeigen könnte (manchmal bin ich von meiner Genialität geradezu überwältigt). War aber gar nicht nötig, ich fand auf Anhieb was ich suchte: eine neue Steckdose, einen neuen Schalterdeckel und eine dazu passende Abdeckung. Und wo ich gerade schon mal da war, kaufte ich auch gleich noch einen Spannungstester, 3 Schraubenzieher, ein Mückennetz und eine Mehrfachsteckdose. Die Gartenhandschuhe, die ich eigentlich auch noch besorgen wollte, habe ich natürlich vergessen, aber das kann jetzt erstmal warten. Zuhause habe ich die Sicherungen herausgenommen, zur Vorsicht alle möglichen metallischen Teile mit dem Spannungsmesser überprüft und dann das ganze Teil auseinandergeschraubt- und wer hätte gedacht, wie kompliziert so ein simpler Schalter unter der Abdeckung aussieht. Ich schraubte und friemelte dann ungefähr eine Stunde fröhlich vor mich hin, bis mir dann dämmerte, daß ich gar keinen Schalter hatte- in meiner Naivität bin ich davon ausgegangen, daß mit „Schalter“ dieses weiße Plastikdings ist, wo man eben immer draufdrückt, aber nein, da steckt ja noch ein kleines elektrotechnisches Wunder dahinter. Ich erwog kurz, nochmal zum Knauber zu fahren, aber dann erinnerte ich mich, daß Seb und ich ja in’s Kino gehen wollten, also verwarf ich das wieder und verschob die ganze Reparatur auf morgen. Aber dann fiel mir auf, daß Knauber ja genau auf dem Weg zum „Rex“-Kino liegt... Also hin, Schalter gekauft, raus, in’s Kino gegangen, „Die Spielwütigen“ gesehen (tolle Doku über Schauspieler auf ihrem Weg von Schauspielschule bis zu ihrem ersten Engagement, absolut empfehlenswert!), zurück nach Hause und weitergebastelt. Okay, meine Hände riechen nach Metall, die Küche, Tatort des Defekts, sieht aus wie ein Schlachtfeld, meine Nerven sind am Ende, aaaaber... ich habe wieder Licht! Und nicht nur das, sogar die Steckdose funktioniert! Ich bin SO gut! Los, laßt Eurer Bewunderung freien Lauf, laßt sie raus; es ist angemessen! Ich bin so euphorisch, daß ich am liebsten alle alten Steckdosen hier auswechseln würde, aber so wie ich mich kenne, mache ich das sowieso nicht. An dieser Stelle möchte ich übrigens meinem Vater danken, der mir zumindest telefonisch ein bißchen beigestanden hat und mir den entscheidenden Tip gab, doch einfach mal kräftig an den Kabeln zu ziehen, und tadaa! hatte ich tatsächlich die Steckdose befreit. Danke Papa, ohne Dich wäre ich nie so weit gekommen!

02 Juni, 2004

Fast porentief rein

Heute Morgen habe ich in den Spiegel gesehen und in Gedanken meinen täglichen Statusbericht verfaßt:
  • Pickelsituation: zufriedenstellend bis gut. Nur zwei, drei winzig keine Pickel weit und breit, keine Spur von Ernie oder/und Bert.
  • Teint: zufriedenstellend bis gut: dieser Tag am Rhein letzte Woche hat ein bißchen Farbe gebracht.
  • Haare: desolat bis katastrophal.
Oh-oh... mir schwant Böses. Ich werde wohl mal wieder zum Friseur gehen müssen, da hilft alles nichts. Dabei war ich doch eben erst! Hmm... naja, also „eben“ ist relativ. Das war Ende März- aber diese Erfahrung hat sich in meinem Gedächtnis so hartnäckig festgebrannt, daß ich mich noch so gut daran erinnere als wäre es gestern gewesen. Jedenfalls, zu diesem sauteuren Bonner Pseudo-Nobelfriseur gehe ich schon mal nicht mehr. Die haben mir eine Kundennummer gegeben, die ich natürlich prompt vergessen habe, und ich weiß auch nicht mehr, wie meine „Hairstylistin“ hieß und überhaupt, das ist nicht mein Stil. Bloß, wohin jetzt? Zu dem 16 €-Friseur-ohne-Termin?? Und was, wenn es total grauenvoll aussieht? So ein Mist. Aber ich kann das echt nicht länger aufschieben, ich bin mal wieder fällig. Vielleicht wenn ich hingehe und sage, er soll einfach von jedem Haar 2 cm abschneiden, dann müßte ja zwangsläufig der Schnitt rauskommen, den ich beim letzten Mal hatte? Nee, zu diesem ganz billigen kann ich wirklich nicht gehen, der war ganz okay, wenn’s nur darum ging die Spitzen zu schneiden, und selbst das... ICH HASSE ES ZUM FRISEUR ZU GEHEN!!! Aber ich glaube, das habe ich schon mal erwähnt. Verdammt. Das Leben ist echt viel zu kompliziert. Wenn ich ein Mann wäre, würde ich mir einfach einen Langhaarschneider zulegen und mich einmal im Monat selbst rasieren. Nicht nur, daß Männer im Stehen pinkeln können, nein, sie brauchen noch nicht mal zum Friseur zu gehen.
Was mich an etwas erinnert- irgend jemand meinte mal, daß Männer jenseits der 25 (also Männer in meiner Zielgruppe) im Allgemeinen nur noch auf lange Haare stehen. Damn. Und ausgerechnet jetzt bin ich auf dem Kurzhaar-Trip. Ich bin das klassische, personifizierte Beispiel für schlechtes Timing.

01 Juni, 2004

Ich habe heute Fenster geputzt.

Naja, um genau zu sein: eins. Danach verließen mich die Kräfte (das ist aber auch anstrengend, die Arme eine halbe Stunde lang oben zu halten und wie eine Verrückte die Verkrustungen der letzten 24 Monate abzukratzen!), aber immerhin. Es ist allerdings nie ein wirklich gutes Zeichen, wenn ich Fenster putze- das mache ich nämlich nur, um mich um etwas noch Unangenehmeres herumzudrücken, wenn ich aber trotzdem das schlechte Gewissen mit einer anderen guten Tat ausgleichen will und gerade keine hilfsbedürftige Oma griffbereit ist, die über die Straße gebracht werden will. Vor zwei Jahren war die unangenehme Sache, die ich vermeiden wollte, die Lernerei für die Abschlußprüfung (was soll’s, hat doch auch so ganz gut geklappt, oder?), diese Mal ist es das Abheften sämtlicher „wichtigen“ Unterlagen der letzten 9 Monate: Rechnungen, aufbewahrungswürdige Korrespondenz, Garantiescheine, Versicherungspolicen, Gehaltsabrechnungen und... Kontoauszüge. Gerade die schrecken mich ab- nicht nur, daß es extrem nervig ist, die ganzen Dinger in die richtige Reihenfolge zu bringen, nein, momentan kommt auch noch erschwerend hinzu, daß dieser Auszugsabhefter schon übervoll ist und ich es natürlich auch jedes verdammte Mal vergesse, mir bei meiner Bank einen neuen geben zu lassen. Und so habe ich das Sortieren dieser ganzen Papiere fröhlich und unbekümmert immer weiter vor mich hergeschoben, bis der Stapel sich gestern erdrutschartig über meinen gesamten Schreibtisch und weite Teile meines Schlafzimmers ergossen und somit jegliches Leben unter sich begraben hat (die Spinnen hinter dem Schreibtisch mögen in Frieden ruhen!). Naja, es war eh schon ein statisches Wunder, daß der Turm sich überhaupt so lange gehalten hat. *seufz* Ich sollte mich da wirklich jetzt dranmachen... Aber ich glaube, ich putze erstmal noch ein anderes Fenster.
Übrigens wirkt sich so ein langes Wochenende gar nicht gut auf unser Breakfast-Club-Niveau aus. Das ist ja schon im Normalzustand nicht sonderlich hoch, und Montage sind eh schon seit jeher weithin berüchtigt und werden von Außenseitern gefürchtet; aber HEUTE, nach diesem verlängerten Wochenende... Nun, um es kurz zu machen, wir sahen einen Teil des rot-weiß-gestreiften Hinterteils einer Kollegin, die nicht weiter namentlich genannt werden möchte und die uns eigentlich auch nur die Gefahren der Sonnenbank so anschaulich wie möglich vor Augen führen wollte. So allmählich begreife ich auch, warum ich immer abgenommen habe, wenn ich mich Dienstags früh auf die Waage stelle: Montags bekommt man nämlich nie sonderlich viel runter...