Ja, ja, ja, ich weiß- es sind 4 Monate, seitdem ich mich das letzt Mal zu Wort gemeldet habe. Zu meiner Verteidigung: es ist auch wirklich viel passiert! Nein, nichts wirklich welterschütterndes: ich bin natürlich immer noch solo. Dafür habe ich aber seit Mitte Januar einen neuen Job –habe den internationalen Vertrieb übernommen-, und seit März außerdem auch eine neue Wohnung. Und wenn ich sage, daß das Ganze ziemlich stressig war, dann hätte ich noch untertrieben. In den ersten beiden Monaten im neuen Job habe ich stündlich auf die Katastrophe gewartet (ist nicht eingetreten)(„Katastrophe“ ist auch so ein dehnbarer Begriff!); der Umzug ist zwar gut über die Bühne gegangen, dafür war aber meine neue Küche (bzw. die Abwesenheit davon) ein stetiger Alptraum; und um meine alte Wohnung endlich loszuwerden, mußte ich mich bei meiner Bank verschulden und außerdem noch 5 Tage bis zum sprichwörtlichen Zusammenbruch renovieren (wer von der farbverschmierten Irren gehört hat, die beim radfahren auf der Kölnstraße Rotz und Wasser geheult hat- jep, das war ich). Aber naja. Ich habe mittlerweile fließend Wasser in der „Küche“, einen Herd UND einen Kühlschrank, den ich abgöttisch liebe. Im Ernst, ich würde diesen Kühlschrank heiraten. Bis jetzt hat er mir zwar noch keinen Antrag gemacht, statt dessen beliefert mich sein großes Tiefkühlfach regelmäßig und zuverlässig mit Vanille-Karameleis, und was kann man von einer Beziehung mehr verlangen? Die Spüle habe ich übrigens selbst angeschlossen, und mich überrollt jedesmal eine Welle mütterlichen Stolzes, wenn ich Wasser laufen lasse. Übrigens bin ich mittlerweile mit den Leuten im Baumarkt per Du- Margot an der Kasse lacht mich immer schon an, wenn ich zum dritten mal am Tag vor ihr stehe (naja, wahrscheinlich lacht sie mich eher aus)(oder sie lacht, weil sie an den tollen Umsatz denkt, den der Baumarkt dank mir in der letzten Zeit hatte).
Leider müssen neue Möbel dank meines ehemaligen Vermieters jetzt erstmal warten. Ich hasse meinen Dispokredit und will erstmal wieder in schwarze Zahlen kommen, bevor ich die Belegschaft von Ikea in einen Freudentaumel versetze. Dabei könnte ich heulen, wenn ich an diese wunderschöne, gemütliche beige Cord-Couch denke. Oder den Eßtisch und die vier Stühle. Oder an die 60 wunderschönen, laminatbedeckten Quadratmeter, die nur darauf warten, neu vermöbelt zu werden. Naaaja. Was soll’s, dafür habe ich jetzt endlich PLATZ! Ich muß mich nicht mehr um Ecken und Möbel herumquetschen, ich kann Besucher empfangen, ohne daß irgendjemand Platzangst bekommt, und wenn mein Telefon am anderen Ende der Wohnung klingelt, muß ich rennen, um noch rechtzeitig drangehen zu können! Außerdem- wenn ich jetzt abends aus meinem Wohnzimmerfenster gucke, sehe ich keinen Spanner mehr, sondern das wöchentliche Treffen der „Jogafreunde Buschdorf e.V.“ oder die „Bingo-Gruppe Graue Panther“. Und –man stelle sich vor!!- mein Bad ist einheitlich gekachelt! Die gelben, grauen und braunen Kacheln und Fliesen aus meiner alten Wohnung erscheinen mir nur noch hin und wieder in meinen Alpträumen.
Oh, Pickel habe ich übrigens auch nur noch selten, und wenn, dann sind es auch nur noch kleine. Keine, für die ich eine Sozialversicherungsnummer beantragen muß oder die einen so großen Schatten werfen, daß ich im Gesicht nicht mehr braun werde. Neutrogena sei dank- diese Visibly Clear Creme war wirklich eine gute Investition, kann ich nur empfehlen!
Mein neuer Job: furchtbar glamourös. Ich jette um die Welt. Naja, nicht wirklich, bis jetzt war ich in St.-Laurent-sur-Sèvre (kleines Kaff in der Nähe von einem nur unbedeutend größeren Kaff irgendwo in der französischen Provinz) und in Mailand/Turin, was an und für sich vielleicht gut klingt, aber es hat geregnet und in Deutschland war derweil schönstes Frühlingswetter. Da alle sofort ganz glänzende Augen bekommen, wenn ich „Geschäftsreisen“ erwähne, hier eine Gegendarstellung anhand des Mailand/Turin-Trips:
3:45 – Der Wecker klingelt.
5:00 – Der Shuttleservicefahrermensch holt mich ab.
6:55 – Flieger hebt ab. Der Ingenieur, der mit von der Partie ist, ignoriert mein Flehen, mich während des Fluges noch etwas Schlafen zu lassen und besteht darauf, mir die technischen Tücken des Angebotes zu erklären. Angebot? Welches Angebot? Zu der Anfrage des Kunden? Was für ein Kunde? Ein Italiener? Gehört das zu meinem Job? Ach so.
8:20 – Flieger landet
8:30 – Unser Vertreter in Italien holt uns ab und fährt uns nach Turin zum Kunden. Spricht während der ganzen Fahrt kein Wort mit mir- juchu! Kann schlafen!
9:30 – Wache kurz vor Turin auf. Die gute Nachricht ist: ich habe mich beim Schlafen anscheinend nicht auf meine Bluse gesabbert. Die schlechte Nachricht ist: es regnet und ich habe keinen Schirm mitgenommen.
10:00 – Sind beim Kunden, der eine ist eine Art italienischer Daniel Düsentrieb und der andere ist einen Kopf kleiner. Warum sind meine Kunden eigentlich immer so klein?! Aber immerhin sind die beiden ganz helle und mit einem Basiswissen über Magnete ausgestattet (im Gegensatz zu mir).
12:00 – Lunchtime! Wir essen in der Kantine des Betriebs. Neben mir sitzt ein Maschinenbediener, der schlürft, mir Tomatensoße auf meinen Blazer spritzt und nach Schweiß stinkt.
14:00 – Wir werden entlassen, Meeting ist eigentlich ganz gut gewesen, alle technischen Details geklärt. Ich war allerdings total überflüssig, weil das Projekt noch längst nicht soweit ist, daß irgendwelche kaufmännischen Details auf den Tisch gekommen wären. Unser Vertreter hat sich als unhöflicher Bauer herausgestellt und war noch überflüssiger als ich. Fünf Minuten hinter Turin bin ich wieder eingedöst.
15:30 – Sind in unserer Vertretung in Mailand angekommen. Die kaufmännische Angestellte, mit der ich auch immer telefonisch zu tun habe, hat in weiser Voraussicht einen ganzen Ordner ungeklärter Fragen zusammengestellt und feuert eine nach der anderen auf mich ab. Ich mache mir eifrig Notizen (Steno wäre jetzt gut!) und verspreche, mich morgen früh direkt darum zu kümmern. Ein bißchen Spaß muß sein!
17:30 – Unser Vertreter fährt mit uns durch Mailand City, setzt uns am Bahnhof ab, zeigt auf den Airportshuttle, grunzt zum Abschied und ist weg. Little Fuck. Naja, Auto wäre auch nicht schneller gegangen, wir stehen nämlich erstmal eine Stunde in der Rushhour.
19:50 – Rückflug. Der Ingenieur spielt mit seinem Laptop, ich schlafe.
22:30 – Home sweet home. Ich gehe in’s Bett.
So. Ich habe von Mailand nur verstopfte Straßen gesehen (Schuhgeschäfte nur von weitem), Turin und Umgebung ist häßlich und es war einfach nur total anstrengend. Naja, immerhin mußte ich den Ingenieur nicht einmal quer durch Paris schleifen wie bei meinem ersten Trip nach Frankreich mit meinem Chef, immerhin etwas.