04 Juni, 2004

Wochenende mit DIY

16:00

So, Freitag, Feierabend und somit offiziell Wochenende.
Was bisher geschah:
  • Ich habe eine Arbeitskollegin ein bißchen aufgeheitert, die von ihrem jüngeren Bruder (17), übrigens ein ganz reizender charmanter Junge, als „dreckige Hure“ bezeichnet worden ist, indem ich ihr gesagt habe „Lieber eine dreckige Hure als gar keinen Sex wie ich“. Schließlich richtet es einen doch immer auf, wenn man vor Augen gehalten bekommt, daß andere noch schlechter dran sind als man selbst. Der eigentliche Witz an dieser ganzen Geschichte ist allerdings, daß diese Kollegin überhaupt schon mal gar keine Zeit hätte, eine dreckige Hure zu sein, selbst wenn sie diesbezügliche Ambitionen hätte.
  • Ich wurde von einem neuen Anzeichen für das Älterwerden informiert: wenn man als Frau beim Arzt vor dem Röntgen nicht mehr gefragt wird, ob man schwanger ist.
  • Und ich habe von 12 bis 3 an der Pforte gesessen. In der Ausübung dieser anspruchsvollen Tätigkeit habe ich 6 Mal die Schranke betätigt, bin ganze 2 Mal an’s Telefon gegangen, habe 15 Leute in die Anwesenheitsliste ein- bzw. ausgetragen, habe 113 Seiten meines Buches gelesen, 2 Solitaire-Spiele verloren und saß ansonsten in der Falle. Nicht nur, daß das Ganze sterbenslangweilig ist, nein, das Schlimmste ist, daß es kein Entrinnen gibt und die Pforte daher Anlaufpunkt für sämtliche Laberbacken dieser Firma ist. Und als hätte sie meine Wehrlosigkeit gespürt, bereits nach 5 Minuten bekam ich Besuch von der Putzfrau meiner Alpträume- und diesmal konnte ich mich nicht wie sonst immer mit meiner Arbeit rausreden, denn es war für jeden ganz klar ersichtlich, daß ich nicht auch nur das Geringste zu tun hatte. Diesmal erzählte sie mir von ihrer Freundin Gisela P. Die volle Ladung. Ohne Erbarmen. 15 Minuten. Und 15 Minuten können lang sein. Genau 900 Sekunden. Kaum hatte ich mich von der Putzfrau-die-offensichtlich-nie-putzt erholt, suchte mich ihr männliches Pendant heim und erzählte mir voller Stolz, daß er heute Morgen bereits 3 große Müllsäcke voll Löwenzahn gesammelt hat. Für seinen Freund. Der hat nämlich Kaninchen. 20, um genau zu sein. Und die haben 30 Junge bekommen. Macht zusammen 50. Und die fressen Löwenzahn. Aber dieser Freund hat nicht nur Hasen, sondern auch Hühner, jawohl. Jedenfalls konnte ich mich nach 20 Minuten wieder voll und ganz meiner Langeweile widmen- das hatte wirklich was für sich!

Bitte, Leute, irgendjemand muß mir einfach verraten, wie ich solche Leute zum Schweigen bringen kann, ohne sie zu erdrosseln! BITTE! Ich will nicht in’s Gefängnis!

Nach diesem aufregenden und fordernden Arbeitstag kam ich nach Hause und stellte fest, daß der Lichschalter in meiner Küche den Geist aufgegeben hat. Und alles, was über das Auswechseln einer Glühbirne hinausgeht, übersteigt meinen elektrotechnischen Horizont. Immerhin habe ich schon einmal die dunkle Ahnung, das man für das Auswechseln des Schalters (an dem auch eine Steckdose dranhängt) zuerst einmal die Sicherungen herausnehmen sollte. Leider habe ich nicht einmal den blassesten Schimmer, wo die wohl sein könnten. Wahrscheinlich sind sie im Keller, für den ich immer noch keinen Schlüssel habe, da ich a) den Keller noch nie gebraucht habe und b) ja schließlich auch erst seit September 2000 hier wohne.
Verdammt. Und jetzt? Wieder einmal wird mir vor Augen geführt, daß Single-Sein scheiße ist. In Filmen haben Single-Frauen immer einen netten gutaussehenden Nachbarn, der sowas immer gerne erledigt und mit dem sie am Ende dann auch meistens zusammen kommen. Nun, meine Nachbarn sind weder gutaussehend noch, soweit ich das bisher beurteilen konnte, nett, und anstatt mir freudestrahlend zur Hilfe zu Eilen, würden sie mir wahrscheinlich unsittlich zu nahe treten. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als meinen Vater anzurufen. Nicht auszudenken, was ich machen soll, wenn meine Eletern in Roussillon wohnen??
Das „Single-sein-satt-haben“ ist zusammen mit „sich-nicht-verlieben-können“ einfach eine ganz ganz miese Kombination. Vor allem, wenn sich dazu noch technisches Unvermögen gesellt.

16:08
Ich konnte mich dunkel daran erinnern, daß ich meinen Fotovorhang damals vor etwas gehängt hatte, was wie ein alter ausrangierter Sicherungskasten aussah. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, deswegen inspizierte ich das Ganze und siehe da: das ist tatsächlich mein Sicherungskasten, und er funktioniert noch! So wie er allerdings aussieht frage ich mich nur, wie lange noch. Ha! Derart beflügelt tauche ich jetzt in die wunderbare Welt der "Gilmore Girls“ ein, und dann sehe ich weiter.

23:10
HA!! Wer braucht schon einen Mann?? Selbst ist die Frau, und wie! Man wird es mir ja wahrscheinlich nicht glauben wollen, aber ich habe doch tatsächlich soeben ganz alleine einen uralten Lichtschalter mit uralter Steckdose gegen ein neues und funktionierendes Modell ausgetauscht! Ich bin noch viel stolzer auf mich als damals, als das Abflußrohr in der Küche so hoffnungslos verstopft war und ich das ganze auseinandergenommen und repariert habe- und das ganz ohne Werkzeuge. Jedenfalls, mein Vater war nicht da, als ich angerufen habe, also dachte ich mir, jetzt wo ich die Sicherungen herausdrehen kann, kann ich es ja genausogut auch alleine probieren. Bevor ich zum Knauber gefahren bin, habe ich mit meiner Digitalkamera noch ein Bild von dem defekten Schalter gemacht, daß ich im Notfall vorzeigen könnte (manchmal bin ich von meiner Genialität geradezu überwältigt). War aber gar nicht nötig, ich fand auf Anhieb was ich suchte: eine neue Steckdose, einen neuen Schalterdeckel und eine dazu passende Abdeckung. Und wo ich gerade schon mal da war, kaufte ich auch gleich noch einen Spannungstester, 3 Schraubenzieher, ein Mückennetz und eine Mehrfachsteckdose. Die Gartenhandschuhe, die ich eigentlich auch noch besorgen wollte, habe ich natürlich vergessen, aber das kann jetzt erstmal warten. Zuhause habe ich die Sicherungen herausgenommen, zur Vorsicht alle möglichen metallischen Teile mit dem Spannungsmesser überprüft und dann das ganze Teil auseinandergeschraubt- und wer hätte gedacht, wie kompliziert so ein simpler Schalter unter der Abdeckung aussieht. Ich schraubte und friemelte dann ungefähr eine Stunde fröhlich vor mich hin, bis mir dann dämmerte, daß ich gar keinen Schalter hatte- in meiner Naivität bin ich davon ausgegangen, daß mit „Schalter“ dieses weiße Plastikdings ist, wo man eben immer draufdrückt, aber nein, da steckt ja noch ein kleines elektrotechnisches Wunder dahinter. Ich erwog kurz, nochmal zum Knauber zu fahren, aber dann erinnerte ich mich, daß Seb und ich ja in’s Kino gehen wollten, also verwarf ich das wieder und verschob die ganze Reparatur auf morgen. Aber dann fiel mir auf, daß Knauber ja genau auf dem Weg zum „Rex“-Kino liegt... Also hin, Schalter gekauft, raus, in’s Kino gegangen, „Die Spielwütigen“ gesehen (tolle Doku über Schauspieler auf ihrem Weg von Schauspielschule bis zu ihrem ersten Engagement, absolut empfehlenswert!), zurück nach Hause und weitergebastelt. Okay, meine Hände riechen nach Metall, die Küche, Tatort des Defekts, sieht aus wie ein Schlachtfeld, meine Nerven sind am Ende, aaaaber... ich habe wieder Licht! Und nicht nur das, sogar die Steckdose funktioniert! Ich bin SO gut! Los, laßt Eurer Bewunderung freien Lauf, laßt sie raus; es ist angemessen! Ich bin so euphorisch, daß ich am liebsten alle alten Steckdosen hier auswechseln würde, aber so wie ich mich kenne, mache ich das sowieso nicht. An dieser Stelle möchte ich übrigens meinem Vater danken, der mir zumindest telefonisch ein bißchen beigestanden hat und mir den entscheidenden Tip gab, doch einfach mal kräftig an den Kabeln zu ziehen, und tadaa! hatte ich tatsächlich die Steckdose befreit. Danke Papa, ohne Dich wäre ich nie so weit gekommen!

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