Auf der Suche nach Aufmunterung (wir haben vor drei Tagen eine neue Version unserer Betriebssoftware bekommen, und seitdem bin ich ständig nur genervt von dieser ‚verbesserten‘ Version! Früher konnte ich darin fast alles mit den Tasten erledigen, jetzt klickt man sich halbtot, wenn man nur eine Auftragsposition ändern will. Sehnenscheidenentzündung quasi schon vorprogrammiert...) habe ich mal geschaut, was es Neues von Ted Haggard gibt, meinem Lieblingsevangelikaner und siehe da: er ist endlich wieder auf den Pfad der Tugend zurückgekehrt und ist wieder straight! Hallelujah! Kein bißchen mehr schwul, nachdem er sich drei Wochen lang einer *hust* 'Therapie' unterzogen hat. In nur 21 Tagen, das ist weniger als Ratten zur Fortpflanzung brauchen- aber das nur nebenbei. Sein Sprecher hat verkündet, Homosexualität sei ein gewählter Lebensstil, dem man mit Gebeten und Therapie entgegenwirken könnte. Mit der Meinung stehen die evangelikalischen Christen übrigens nicht allein- es gibt ein 12-Schritte-Programm der römisch-katholischen Kirche namens 'Courage', und die Juden haben auch so ein Ding, genannt 'Jonah' (Jews Offering New Alternatives to Homosexuality). Auf beiden Seiten geben Crazies zum besten, wie sie diesen Homofluch mittels Gottes Hilfe überwinden konnten. Masel tov! Aber ‚Courage‘ ist natürlich viel besser als dieses Judending, es vollführt nämlich das Werk Gottes, hat unser allseits beliebter Johannes Paul II. höchstselbst gesagt (Ihr wißt schon, das war der, der vor uns Papst war- der, dem es egal war, daß täglich Tausende seiner Gläubigen aufgrund von seiner Einstellung zu Kondomen an AIDS krepieren). Er hat einem der 'Courage'-Loonys bei einer Audienz die Hand geschüttelt (ich dachte, man muß da Ringe küssen?), und hat damit das Leben dieses Mannes, ein David Morrison, vollkommen verändert. Hach ja, diese religiösen Eiferer, so leicht zu beglücken, da reicht schon die Anerkennung eines ranghöheren Crazybake. Aber zurück zu Ted: man kann die skandalbelastete Massagebank bei eBay ersteigern, auf der Haggard seiner Homophobie auf seine ganz spezielle Art und Weise gefrönt hat. That's where the magic happened, people!
Außerdem mußte die Haggard-Kirche 'New Life Church' 44 Leute entlassen, weil die Einnahmen um 10 % gesunken sind seit dem Skandal. Das ist mit Sicherheit eine der negativen Seiten des Eklats- jetzt laufen da 44 Leute in Amerika rum, die den ganzen lieben langen Tag Zeit haben, ihre homophoben, rassistischen Ansichten zu vertiefen und zu verbreiten. Dabei hätte man statt der 44 kleinen Angestellten genausogut einen der Großverdiener entlassen können, aber nein. Warum sollte diese Kirche auch anders ticken als alle anderen größeren Wirtschaftsteilnehmer- 44 Bauernopfer zur Rettung des Königs. Wer weiß, vielleicht hätten die 44 Angestellten auch nicht entlassen werden müssen, wenn die New Life Church Haggard nicht dieses Schweigegeld für seine Unterschrift unter eine Geheimhaltungserklärung gezahlt hätte- und dafür, daß er ‚in beiderseitigem Einverständnis‘ Colorado Springs verläßt. Und last but not least: wie man hört, studiert Haggard jetzt zusammen mit seiner höchst loyalen Ehefrau Psychologie. Na dann, Prost Mahlzeit! Die Aufmunterung ist geglückt- es ist immer wieder amüsant (wenn auch beängstigend), wenn man so einen geballten Schwachsinn liest. Allerdings auch etwas beängstigend, wenn man bedenkt, daß es tatsächlich Leute gibt, die wirklich an diese Entschwulisierung durch Gott glauben.
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