11 März, 2004

Liebe Nicht-Singles

Versteht den folgenden Absatz jetzt bitte nicht falsch, aber: nichts ist schöner für einen eigentlich verzweifelten Single, als sich die Probleme von Euch Pärchen anzuhören. Plötzlich erscheint es einem dann in einem viel strahlenderem Licht, abends alleine in’s Bett zu gehen (hierbei gilt die Regel: je größer Euer Problem desto strahlender das Licht). Ein bißchen blöd ist natürlich, daß man immer nur die Beziehungsprobleme von guten Freunden mitbekommt, und da es einem dann natürlich für den-/ diejenige leid tut, hält sich die Schadenfreude dann doch etwas zurück. Das Ideale wäre, wenn jemand, den man sowieso nicht leiden kann, auf einen zukommen und sich in Tränen aufgelöst über Freund/Freundin auslassen würde; aber das macht natürlich keiner. Schade eigentlich.
Übrigens, ich höre manchmal auch Beschwerden aus der Kategorie "Mein Freund schickt mir so viele Blumen, ich weiß wirklich gar nicht mehr wohin damit!", bei denen es mir persönlich zwar nicht unbedingt einleuchtet, inwiefern das jetzt so schlimm sein soll ("Kauf mehr Vasen!"), aber naja, ich nehme an, jeder hat so seine Probleme. Manchmal drängt sich einem jedoch der Verdacht auf, daß einen diese "Probleme" in Wahrheit nur eifersüchtig machen sollen, was natürlich auch voll und ganz funktioniert; und das ist schon ziemlich verschlagen von Euch Nicht-Singles. Als hätten wir verlassenen Seelen es auch so nicht schon schwer genug...!
Warum Ihr so gemein zu uns seid, läßt sich auch nur aufgrund folgender Tatsache erklären: Ihr scheint ja doch hin und wieder aus irgendeinem für mich nicht nachvollziehbaren Grund neidisch auf uns zu sein. Zumindest höre ich ständig: "Ich wäre so gern Single wie du, ihr könnt immer so viel weggehen, ihr erlebt immer so viel, ihr dürft rumpoppen, mit wem ihr wollt..." Was soll DAS denn?? Laßt es Euch gesagt sein: da draußen herrscht Krieg, und er ist häßlich! Wer etwas anderes behauptet, kennt das Single-Leben nur aus der Cosmopolitain. Kraft meiner langjährigen Erfahrung werde ich mal mit den gängigen Klischees aufräumen.
  • Man kann weggehen so viel man will- ja klar. Bleibt einem ja auch nichts anderes übrig, weil das Fernsehprogramm so schlecht ist (Dienstag abende natürlich ausgenommen!). Außerdem ist Weggehen eine –allerdings weit überschätzte- Möglichkeit, eventuell doch jemanden kennenzulernen. Die Erfolgsquote, tatsächlich von jemandem angesprochen zu werden, liegt ungefähr bei 1 zu 25 (diese Zahl variiert allerdings je nach Anzahl und Aussehen der anderen anwesenden Frauen). Die Wahrscheinlichkeit, daß dieser jemand dann auch tatsächlich in mein Beuteschema paßt und nicht nur einen möglichst abweisenden Blick Marke "Was erlaubst Du Dir mich anzusprechen?" sondern ein Lächeln etc., erntet, liegt dann irgendwo zwischen 1 zu 10 und 1 zu 50, je nach Höhe der Ansprüche (interessanterweise steht die Höhe der Ansprüche übrigens in direktem Verhältnis zu der Länge der Single-Zeit). Die Aussicht, daß dieser Jemand dann NICHT bereits vergeben ist oder KEINE psychotischen Anfälle hat oder sich auch sonst NICHT als "auch beim besten Willen vollkommen unannehmbar" erweist, daß er mir also tatsächlich auch bei näherer Betrachtung noch gut gefällt, liegt bei ungefähr 1 zu 20. Und DANN liegt die Chance, daß diese Sympathie auch auf Gegenseitigkeit beruht, bei mindestens 1 zu 10. Also, ich weiß leider nicht, wie das geht mit der Wahrscheinlichkeits-rechnung (ich war damals –durchaus zu recht- im Loser-Mathekurs und der ist einfach nicht so weit gekommen; und in meinem Mathestudium befasse ich mich nicht mit dieser schnöden anwendungsbezogenen Fachrichtung), aber wenn es so ist, daß man die verschiedenen Wahrscheinlichkeiten einfach nur miteinander multiplizieren muß, dann ergibt sich eine Endwahrscheinlichkeit von bestenfalls 1 zu 50.000 (bei niedrigsten Ansprüchen; 25 x 10 x 20 x 10) und von 1 zu 250.000 (bei höchsten Ansprüchen; 25 x 50 x 20 x 10). Angenommen, meine Rechnung stimmt (falls nicht, bitte ich an dieser Stelle um sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung!), belegen diese Zahlen eindrucksvoll, daß man eigentlich auch genauso gut gleich zuhause bleiben könnte, da würde man wenigstens Geld sparen.
  • Wir erleben immer so viel. Keine Ahnung, wie sich dieses Gerücht so hartnäckig festsetzen konnte. Auch heute war mein Tageshighlight wieder einmal mein Snickers-Brötchen. Kann das mit dem "viel erleben" irgendwie nicht bestätigen. Ansonsten stimmt die Motivation, mal etwas zu unternehmen, was nicht mit Kneipe, Bar, Disco oder Club zusammenhängt, mit der für Punkt 1 überein; mit der gleichen Erfolgsquote. Nur daß man bei diesen ausgefalleneren Freizeitaktivitäten wahrscheinlich noch mehr Geld ausgibt.
  • Rumpoppen dürfen, soviel man will. Theorie und Praxis klaffen mal wieder meilenweit auseinander. In der Theorie darf man poppen bis zum Umfallen. In der Praxis muß man allerdings berücksichtigen, daß ungefähr 95 % sämtlicher gutaussehenden, attraktiven Männern bereits vergeben sind, und daß man aufgrund dessen bei den verbleibenden 5 % ganz einfach davon ausgeht, daß auch die nicht mehr zu haben sind. Wenn einem dann auch noch moralische Bedenken kommen ("Will keiner Frau den Mann ausspannen" etc.), dann kann man also auch das Rumpoppen getrost von der Liste streichen.
Tja, so sieht’s also aus. Sag‘ noch mal einer, er würde gerne mit mir tauschen! Mir leuchtet übrigens auch nicht wirklich ein, warum irgendjemand mit seinen Beziehungsproblemen überhaupt ausgerechnet zu mir kommt- ich mein‘, ICH bin doch keine Fachfrau für das Leben IN einer Beziehung, sondern für das Leben außerhalb davon! Aber naja, die Ratschläge, die ich natürlich großzügig und gerne verteile, werden sowieso so gut wie nie befolgt und insofern hält sich der von mir angerichtete Schaden auch in Grenzen.
11.03.2004; 10 Minuten später
Diese Sache, daß Singles tendenziell öfters weggehen als Pärchen-Mitglieder, hat mir zu denken gegeben. Denn wenn man weiterhin bedenkt, wie frustrierend das Ganze ist, wenn man auf die Jagd geht und einem schon wieder kein geeignetes Opfer vor die Flinte läuft, dann kann man in den meisten Fällen davon ausgehen, daß versucht wird, dies mit einem ansteigenden Alkoholkonsum auszugleichen. Und Alkohol, das wird ja immer gepredigt, vernichtet Gehirnzellen. Sind Singles also dümmer als Nicht-Singles?? Meine Güte. Nicht nur, daß Nicht-Singles (wahrscheinlich) regelmäßigen Sex haben (dadurch sind sie ausgeglichener und zufriedener- naja, meistens jedenfalls, hoffe ich); nicht nur, daß sie im Supermarkt NICHT diese im Vergleich schweineteuren Single-Packungen kaufen müssen (spart Geld); nicht nur, daß sie meistens auch bei der Miete sparen (spart wiederum Geld); nicht nur, daß sie jemanden haben, der ihnen diese nicht erreichbare Stelle am Rücken kratzen kann (spart Nerven); nicht nur, daß sie Tanzkurse besuchen können, ohne sich mit einem Quasimodo-Double herumschlagen zu müssen, der wahrscheinlich auch ungefähr so talentiert tanzt wie er aussieht (spart ebenfalls Nerven & blaue Zehen); nicht nur, daß sie sich nicht mehr durch diesen unbarmherzigen Dschungel namens Single-Life kämpfen müssen (spart schon wieder Nerven); nicht nur, daß sie nicht mehr auf irgendwelche blöden Single-Parties gehen und sich ein rotes Herz auf den Busen kleben lassen müssen (spart unerwünschte Antatschereien seitens der Türsteher, die einem das draufpappen, & wieder mal Geld & wieder mal Nerven); nicht nur, daß sie sich nicht so oft neue scharfe Unterwäsche kaufen müssen (naja, das sollten sie vielleicht doch, aber ab einem gewissen Zeitpunkt läßt man sowas halt etwas schleifen; die alte Snoopy-Unterhose tut’s doch auch, er guckt eh nicht mehr hin) (spart Zeit & Geld); nicht nur, daß sie sich bei langen Autofahrten abwechseln können; NEIN, sie sind auch noch klüger als wir, erfinden dann womöglich ein Wundermittel gegen Krebs oder Aids, schreiben einen literarisch wertvollen Bestseller oder machen was weiß ich und bekommen einen Nobelpreis. Zum Kotzen. Manchmal hasse ich meine Unter-der-Haube-Freunde. Aber auch nur manchmal, denn manchmal habt Ihr ja auch Zoff mit ihm oder ihr, und dann sind wir wieder quitt.

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