15 März, 2004

Dies ist ein schlechter Tag

Ich hätte es wissen müssen. Kurz bevor mein Radiowecker mich aus dem Schlaf riß, stand mir Pierce Brosnan gegenüber (die Ausgabe von vor 10 Jahren), barfuß in einer blauen Jeans und einem weiten, weißen Hemd, und er sah mir in die Augen, und ich wußte, daß er mir gestehen würde, daß er mir vollkommen verfallen sei und nicht mehr ohne mich leben könne, und dann öffnete er den Mund... und Mel C. jodelt in voller Lautstärke direkt neben meinem linken Ohr: "All I see is lo-o-o-ove, sweet lo-ove, on the horizon..." Ein Tag, der SO beginnt, KANN einfach nicht gut werden. Schlimmer wäre nur noch Kate Winselt’s "What if" gewesen. Und jetzt dürft Ihr mal raten, was im Radio kam, als ich unter der Dusche stand und diesem Geheule hilflos ausgesetzt war (die einzige Möglichkeit, das Radio auszuschalten, wäre gewesen, die gesamte Wohnung mehr oder weniger gleichmäßig mit Schaum und Wasser zu besprenkeln). Genau. Glück im Unglück: ich konnte meinen Kopf unter Wasser halten. Das hatte zwar zur Folge, daß die Einwirkzeit meines Shampoos radikal gekürzt wurde, aber immerhin konnte das Wasser im Ohr zumindest die schrillsten Töne etwas abdämpfen. Daß man sich dann für den Rest des Tages mit verstopften Ohren würde abfinden müssen, nimmt man in solchen Momenten gerne in Kauf.
Bevor ich allerdings überhaupt bis zur Dusche kam, schossen mir mit der ersten Bewegung gleich zwei Dinge in den Kopf: 1.) Schwindelgefühle (wollte voller Elan aus dem Bett springen, um Mel C. den Saft abzudrehen, und das verträgt mein Kreislauf um halb 6 morgens nach ca. 4 Stunden Schlaf noch nicht) und 2.) Schmerzen. Unsägliche Schmerzen. Nähere Ermittlungen lokalisierten den Schmerz in der gesamten Rückenregion und assoziierten sie direkt mit der "Rumpfbeugen"-Foltermaschine im Fitness-Studio gestern.
So gesehen war ich eigentlich ganz glücklich, in mein radioloses Büro und zu meinem bequemen Bürostuhl zu kommen, und von den Ereignissen des frühen Morgens noch ganz ausgepumpt freute ich mich darauf, es die erste halbe Stunde ganz ruhig angehen zu lassen. Aber das war mir nicht vergönnt. Unsere Putzfrau, offiziell anerkannt als "die mit Sicherheit geschwätzigste Putzfrau der gesamten westlichen Hemisphäre", würde meine Fenster putzen. Und man muß dazu sagen, daß ich in einem Glaskasten arbeite. Ich hatte ja schon immer vermutet, daß dieses eigene Büro irgendwann zu meinem Verhängnis werden würde. Jedenfalls -ich werde das Ganze abkürzen- ich weiß jetzt ALLES über die Probleme der Menopause. Da freut man sich jahrzehntelang auf diesen herrlichen Moment, da man Tampons und Binden auf ewig in den Müll werfen kann, und dann legt einen das Leben, diese Schlampe, schon wieder rein! Mädels, ich sage Euch, das ist nicht schön! Noch ein Argument gegen das Älterwerden. Die Beschwerden sind so vielfältig und zahlreich, daß sie ohne größere Mühe einen gut halbstündigen Monolog füllten, allerdings hin- und wieder unterbrochen von "Jetzt bin ich aber mal still, Du mußt ja bestimmt arbeiten!" (Och nö, Du, ich bin eigentlich nur zum Vergnügen hier, zuhause ist es doch eh langweilig...). Der eigentliche Sinn dieses Ausspruches ist und bleibt mir auch weiterhin noch verschleiert; es ging nämlich fast nahtlos weiter. Und das Schlimmste ist, daß ich noch nicht mal abschalten durfte, denn wenn ich meinen Einsatz für "verständnisvoll nicken" oder "zustimmend brummen" verpaßt hatte, ging sie davon aus, daß ich sie nicht richtig verstanden hatte, und wiederholte vorsichtshalber alles. Hach, es ist doch immer wieder schön, wenn die ältere Generation die Jugend an ihrer Weisheit teilhaben läßt...
Als sie dann Ihre Leiter zusammenklappte und wieder ging (auf zu neuen Gesprächspartnern), dachte ich noch, ewige Optimistin, die ich bin, "Immerhin sind wir nicht mehr bis zur Darmspiegelung gekommen. Jetzt kann es ja nicht mehr schlimmer werden". Ich sollte mich irren. Als ich vorsichtshalber auf Toilette ging (warum war mir das eigentlich nicht früher eingefallen?!?), um zu kontrollieren, ob meine Ohren bluten, war zwar kein Blut in Sicht, dafür aber 2 neue Pickel. O Gott, warum strafst Du mich so? Heiße ich Hiob??

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