08 April, 2008

Oh, ich lebe! Hava nagila!

Okay, jetzt mal ganz ohne Witz- zwei Meter weiter links, und ich wäre heute draufgegangen, ziemlich genau um 14:53. Nein, wirklich kein Scherz. Folgendes geschah: weil wir in der Firma eine neue Halle bauen werden, mußten in unserem Hof die Bäume gefällt werden- unter anderem auch die 25-Meter-Zeder, die relativ nahe an unserem Bürogebäude steht. Nachdem die ganzen kleineren Äste vom Baum runtergesäbelt worden waren, ging’s dem Baum an’s Eingemachte, also an den Stamm. Wir im Verkauf hatten mit unseren Büros –gezwungenermaßen- die besten Plätze, 1. Oberrang Mitte sozusagen. Es war ziemlich schnell klar, daß der Baum relativ nahe an unserem Gebäude entlang fallen sollte, aber anstatt uns vorsichtshalber zu evakuieren (oder uns gleich nach Hause zu schicken) haben unsere Planungsgötter beschlossen, uns nur vom Fenster wegzuwedeln- aber mal im Ernst, wir sind vier von Natur aus neugierige (und arbeitsfaule) Frauen, und wenn wir schon nicht nach Hause gehen dürfen, dann wollen wir wenigstens sehen, was uns umbringt. Naja, und wenn schon von einem Riesenbaum erschlagen werden, dann aber bitte mit Stil- und Süßigkeiten. Also, der Typ sägt, wir gucken, ich schicke mich an in mein Knoppers zu beißen, der Baum wackelt, die Oberaufseherin fuchtelt plötzlich ganz hektisch mit den Armen und schreit irgendwas, ich denke noch "Oh-Oh...“ ... und der Baum rauscht zwei Meter an unserem Fenster vorbei. RRRUMMS! Mir ist wirklich ganz anders geworden- es war total klar, daß da irgendwas schief gelaufen ist, das ging deutlich näher am Gebäude vorbei als geplant. Aber komisch- anstatt mich in Sicherheit zu bringen (ich hätte ja mit einem Satz über den Konferenztisch springen können) oder mich gar um das Wohlergehen meiner Kolleginnen zu kümmern (pfft!), dachte ich nur daran, daß ich mit einem Knoppers zwischen den Zähnen den Löffel abgeben würde. Aber bevor ich entscheiden konnte, ob Knoppers eine angemessene Wegzehrung über den Hades ist oder ob ich vielleicht doch lieber ein Mister Tom hätte essen sollen, war die Nahtoderfahrung auch schon wieder vorbei. Ein bißchen enttäuschend- kein helles Licht, kein vor meinem inneren Auge ablaufender Film meines Lebens... eigentlich war es ziemlich langweilig. Aber nachdenklich macht es mich trotzdem, es drängen sich einem auf einmal so profunde Gedanken auf... Zum Beispiel: sollte jemals eine Naturkatastrophe über mich hereinbrechen stehe ich wahrscheinlich mit offenem Mund da und staune mich in den Tod. Schrecklicher Gedanke!- ich bin ich eine von denen, die man in Katastrophenfilmen immer mit „selbst schuld, wer so doof ist und nicht wegrennt hat's auch nicht anders verdient“ beschimpft! Aber andererseits, viel mieser dran sind doch eigentlich die, die den halben Film auf der Flucht sind und sich den Arsch aufreißen, nur um eine halbe Stunde vor Schluß dann doch noch in’s Gras zu beißen. Ich spar' mir wenigstens die ganze unnötige Hektik.

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