Na sowas. Da muß ich mich wohl beim Vatikan entschuldigen, zumindest teilweise... Meine Internetrecherche hat nämlich ergeben, daß möglicherweise doch nicht der Vatikan daran Schuld ist, daß niemand mehr Bibeln kauft, sondern, wie könnte es auch anders sein?, das Internet, das böse! Da kann man sich die Bibel nämlich online durchlesen, was ich persönlich sehr praktisch finde- jetzt brauche ich nicht mehr das schwere Buch auf die Arbeit mitzuschleppen, nein!, jetzt kann ich mir bei Bedarf Trost und Beistand direkt aus dem Netz ziehen. Und was man da nicht alles findet! Die Bibel war uns schon im Religionsunterricht bei Frau Hausmann ein ewiglicher Quell nicht enden wollender Freude (was dazu geführt hat, daß sie uns nur zwei Mal mit der Bibel hat arbeiten lassen): besonders beliebt dabei Buch Hiob, Kapitel 39 (unvergessen mit seinem "Hui"-wiehernden Roß, das man springen lassen kann wie die Heuschrecken, und den kreißenden Hirschkühen, die da werden los ihre Wehen), das liegt bis jetzt noch unangefochten ganz weit vorne und beherbergt lauter geflügelte Worte. Das Buch der Sprüche hingegen entpuppte sich als herbe Enttäuschung, insbesonders die "Warnung vor Verführern" (Sprüche 1;8-19)- also, als Verhaltensregel für wilde Partynächte in Köln ist das wirklich gänzlich ungeeignet. Dann schon eher Sprüche 5; 1-6: "Warnung vor der Verführerin"- ich muß schon sagen, wir Frauen sind schon ganz schön gefährliche Geschöpfe, uns gilt es unbedingt zu meiden! Es sei denn natürlich, wir sind tüchtige Hausfrauen, die ihre Mitgift in die Ehe mitbringen, vor Tagesanbruch aufstehen (schließlich erlischt unser Licht auch nachts nicht), Weinberge pflanzen, wollene Kleider für die gesamte Familie nähen und für die Armen und Bedürftigen gleich mit, und ihr Brot nicht mit Faulheit essen (Sprüche 31, 10-31). Manche Sprüche sind jedoch weniger eindeutig, sondern schlichtweg unverständlich- was wollte uns Solomon wohl mit diesem Ausspruch sagen: "Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der HERR wird dir's vergelten." (Sprüche 25, 21-22)?? Bevor ich meinem Feind die Haare mit Kohlen versenge, kriegt er noch etwas zu essen und zu trinken... komische Grillabende hatten die im Alten Testament, ich muß schon sagen. Es gibt übrigens nicht nur das Gleichnis vom verlorenen Sohn, sondern auch eins vom verlorenen Schaf und, besonders nett, eins vom verlorenen Groschen. Bei diesem nimmt die Hausfrau den Fund des verlorenen Groschen als Vorwand, eine Party für Ihre Freundinnen und Nachbarinnen zu schmeißen (erinnert mich ein bißchen an Anita’s Sack-Reis-Party). Vergnügungssüchtiges Weibsstück! Die soll gefälligst arbeiten und nicht feiern! Aber ich schweife ab. Wir fassen zusammen: es mag als Überraschung daherkommen, aber nicht der Vatikan mit seinen verknöcherten und hoffnungslos veralteten, reaktionären Ansichten, sondern das Internet ist daran schuld, daß niemand mehr das Buch Gottes kauft und Jesus aufgrund der ausbleibenden Tantiemen für Viagra & Co. Werbung machen muß. Schäm' Dich, Internet, pfui!
4 Kommentare:
Die Sprüche Agurs haben auch sonst viel Erhellendes zu bieten:
Der Blutegel hat zwei Töchter, die heißen: «Gib her, gib her!»
Oder:
Denn wenn man Milch stößt, so wird Butter daraus, und wer die Nase hart schneuzt, zwingt Blut heraus, und wer den Zorn reizt, ruft Streit hervor.
Wer hat nicht schonmal Blut aus seiner Nase herausgezwungen!
Richtig schön und wahr dagegen ist folgendes:
Drei sind mir zu wundersam, und vier verstehe ich nicht: des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf dem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und des Mannes Weg beim Weibe.
Wo wir schon mal beim Thema sind... hier noch einige der meiner All Time Misogynic Bible Favourites(TM):
Besser im Winkel auf dem Dache sitzen als mit einem zänkischen Weibe zusammen in einem Hause. (Sprüche 25, 24)
Und:
Was ein sandiger Aufstieg für die Füße eines Greises, das ist eine schwatzhafte Frau für einen stillen Mann. (Jesus Sirach 25,20)
Leider sind die vielen Sprüche von Jesus Sirach nicht in der Online-Bibel enthalten, aber dafür in meiner trusty Konfirmationsbibel. Er hat selbst einmal gesagt:
Das Ausdenken von Sinnsprüchen ist eine mühevolle Arbeit. (Jesus Sirach 13, 26)
Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, sich viele weitere lustige Sinnsprüche einfallen zu lassen, wie die folgenden:
Beim Weingelage tadele nicht deinen Freund und verachte ihn nicht in seiner Heiterkeit. Sprich kein Schmähwort zu ihm und dränge ihn nicht mit einer Geldforderung.
(Jesus Sirach, 31,31)
Wie wahr! Das mag ich auch nicht! Und was er wohl mit folgendem gemeint hat?
Sei wie ein Vater den Waisen und wie ein Ehegatte den Witwen. (Jesus Sirach 4,10)
Johoho!
Schließen möchte ich aber mit einer der schönsten und wahrsten Stellen, die die Bibel aufzuweisen hat:
So geh hin und aiß dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dies dein Tun hat Gott schon längst gefallen. Laß deine Kleider immer weiß sein und laß deinem Haupte Salbe nicht mangeln. Genieße das Leben mit deinem Weibe, das du liebhast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne. Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit. (Salomo 9, 7-10)
Hach ja, die Bibel ist schon herrlich frauenfeindlich... danke für diese wunderbare Erleuchtung!
... übrigens gibt es das Wort "frauenfeindlich" gar nicht! Jedenfalls kennt die Rechtschreibprüfung im Word das nicht, und wenn die Rechtschreibprüfung im Word das nicht kennt, dann gibt es das auch nicht, basta!
Die "Tüchtige Hausfrau" ist eine Erfindung des Übersetzers, denn was da em Ende des Buchs der Sprüche beschrieben wird, ist eine Bäuerin oder Landwirtin, wie man sie heutzutage nennen würde, also offensichtlich eine berufstätige Frau.
Tstsächlich ist das Frauenbild des Alten Testaments sehr vielschichtig, neben der tüchtigen Bäuerin und der Verführerin, vor der gewarnt wird, tauchen Frauen in allen möglichen gesellschaftlichen Rollen auf, bis hin zur mächtigen Herrscherin.
Freund Stefan hier hat vollkommen Recht, mein Blog war wirklich zu einseitig geschrieben. Denn Frauen sind auch als Nicht-Bäuerinnen zu etwas zu gebrauchen! Zum Beispiel als prima Schutzschild. So bietet Lot seine beiden Töchter einem wütenden Mob zur freien Verfügung an, Abraham verkauft seine Frau an einen Pharao, um sich zu schützen... Also, sofern sie nicht zur Salzsäule erstarren, die dummen ungehorsamen Dinger, und sich den Männern in allem unterordnen (Brief an die Epheser 5:23-24), sind sie durchaus zu etwas nütze.
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