20 Februar, 2006

Ein Abend im Pöbelzimmer (Altstadt Krefeld-Linn)

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß Markus, Sandra, ihr neuer Freund und ich am Sonntag abend im Pöbelzimmer eines Krefeld-Linner-Altstadt-Nobelrestaurant (?? Alles ist relativ, nehme ich an. Für Krefeld-Linner-Verhältnisse ist es bestimmt was ganz Feines) diniert haben. Daß der hochnäsige Kellner Detlev Busse –eine Kreuzung zwischen Detlev Buck in "Herr Lehmann" und Jochen Busse- uns überhaupt in’s Restaurant reingelassen hatte, ist schon ein kleines Wunder an sich. Schließlich war es schon 10 nach 8, und anscheinend machen alle Restaurants in der Krefeld-Linner Altstadt um 9 Feierabend: als wir um kurz vor 10 ... (hm... ich denke, "hinausbegleitet" ist das richtige Wort- Detlev stellte persönlich sicher, daß wir auch wirklich das Restaurant verlassen würden) hinausbegleitet wurden, waren wir mit Abstand die Letzten... und zwar schon seit über einer Stunde. Die hatten schon die Kasse gemacht und die Kellner saßen da und haben das Trinkgeld gezählt... bitte was?? Wir –zumindest Markus und ich- waren eher unwillig, 25 € für ein Hauptgericht zu bezahlen (wir waren eigentlich eher auf Pizza eingestellt, weil wir auf dem Weg zum Konzert an so einem kleinen Pizza-Lieferschuppen vorbeigekommen waren und das ganze Konzert über an Pizza gedacht hatten), und als Detlev dies mitbekam, wurden wir von unserem Tisch im Hauptraum hinweg- und in ein kleines separat liegendes Zimmerchen hineingescheucht. Das Pöbelzimmer, wie wir es liebevoll tauften- billige Papierservietten statt aufwendig gefaltete Baumwolle; Edelstahlbesteck statt Silber; und wenn wir nicht unsere Gläser vom Hauptraum mitgenommen und an diesen nicht festgehalten hätten (ich gebe zu, ich habe in meins reingespuckt, nur zur Sicherheit), hätte er uns wahrscheinlich Plastikbechern hingestellt. Detlev kam dann auch direkt mit einer anderen Speisekarte ("Dies ist unsere Bistro-Karte... dort finden sie dann auch Gerichte für den *hust* kleineren Geldbeutel."), auf der ich freudestrahlend Tagliatelle für unter 10 € entdeckte und bestellte ("Sehr wohl.").
Kurzum: es war total zum Schreien. Sandra’s Freund hat sich zwar aufgeregt, aber ich für meinen Teil finde es immer amüsant, wenn irgendwelche Dorf-Kellner (und dazu zähle ich durchaus auch Bonner) so tun, als wären Sie Maître D‘ in einem Pariser Sternerestaurant (tja, wenn sie denn mal wüßten, was ein Maître D‘ überhaupt ist)... Wenn sie dann auch noch so aussehen wie Detlev Busse ist der Abend auf jeden Fall gerettet. Das ist dann schon fast ein hoffnungslos überteuertes Essen wert...

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