Seitdem dieses Logbuch das Licht der Welt erblickt hat, werde ich von allen Seiten bestürmt, warum ich nicht wirklich mal anfange zu schreiben. Die Antwort darauf lautet. "Weil ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren könnte, ein so schlechtes Buch auf die Menschheit loszulassen. Schließlich bin ich Mitglied bei Amnesty!". Ich habe nämlich schon mal versucht, meinen schriftstellerischen Anfällen auf einer anderen Art Herr zu werden, und dachte mir, ich könnte ja mal ein Buch zu schreiben; aber dann stellte es sich heraus, daß die Hauptdarstellerin alles das sein sollte, was ich nicht bin. Also quasi eine Neuauflage von Superwoman: reich, schön, Tierärztin, international erfolgreiche Turnierreiterin, international erfolgreiche Eiskunstläuferin (im Paarlauf, versteht sich), international erfolgreiche Tennisspielerin, international erfolgreiche Schauspielerin, international erfolgreiche Sängerin, international erfolgreiche DJane, Herzensbrecherin (meinetwegen ebenfalls international erfolgreich), Inhaberin des schwarzen Gürtels, Besitzerin sowohl eines Hauses in Sydney (am Cremorne Point mit Blick auf die Bridge, die Oper und die Skyline) als auch eines Luxus-Anwesens in Südfrankreich als auch einer Segelyacht, mit der sie einmal im Jahr um den Globus segelt und eines Châlets in den Alpen... kurzum, die Arme wäre total überfordert. Vor allem, weil sie in der Mitte des Buches (oder direkt am Anfang, da war ich mir nicht ganz schlüssig) entführt und von einem geheimnisvollen Mann gerettet worden wäre. Natürlich hätte sie –als erfolgreiche Schauspielerin- auch eine entscheidende Rolle im “Herrn der Ringe” gehabt; eine Mischung aus Arwen (denn die kriegt ja bekanntlich Aragorn und darf somit einen vermutlich permanent verdreckten, verschwitzten Mann mit fettigen langen Haaren küssen), Galadriel (weil die weise ist und einen der drei Elbenringe tragen darf) und Eowyn (denn die ist ja eigentlich viel cooler als Arwen, weil sie kämpfen kann und viel emanzipierter ist und nicht dauernd so rumläuft als wenn sie gerade von den Zeugen Jehovas erleuchtet worden wäre). Und im “Making of” würden alle ständig sagen, wir großartig es war, mit der Hauptfigur zu drehen, und daß der Film ohne sie hemmungslos gefloppt wäre... Dazu wäre noch gekommen, daß sie in ihrer Eigenschaft als Wundertierärztin auch noch ein Mittel gegen Myxomatose hätte finden müssen.
Jedenfalls, das Buch hätte wohl nicht so richtig funktioniert. Die arme Hauptfigur wäre permanent im Stress gewesen, sogar als ich –schweren Herzens- die Entscheidung getroffen habe, die Rolle der international erfolgreichen Eiskunstläuferin an die beste Freundin der Heldin zu geben. Wäre eine seltsame Mischung aus “Bille und Zottel”, “Reich und schön”, "Brandung des Herzens" von Elizabeth Lowell (ja, auf dem Cover ist eine Blondine im zerrissenen Kleid und ein dunkelhaariger Mann mit dunkelhaarigen Unterarmen, es ist eins von diesen Büchern...) und der “Boris-Becker-Biographie” geworden. Gelassen habe ich es dann aber im Endeffekt, weil ich nicht entscheiden konnte, ob sie nun strahlend blaue Augen haben sollte (wie ich...) oder eisgrüne (wie der Zahnarzt, der mir damals die Weisheitszähne rausoperiert hat- diese Augen waren das letzte, was ich sah bevor ich in die Narkose entglitt...).
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