Ja, es ist leider wahr. Wenn Euch Euer Leben lieb ist, solltet Ihre besser kein Risiko eingehen- zumindest nicht hier auf der Arbeit.
Ich hatte gestern um ein Haar meinen ersten Einsatz als offizielle kaufmännische Ersthelferin- ich habe einen Anruf bekommen, daß unser Seniorchef ohnmächtig geworden ist. Ich muß wohl ziemlich panisch geguckt haben, denn meine Kollegin hat extra ihr Gespräch mit einem Kunden unterbrochen und gefragt, was passiert ist (ich tippe allerdings eher auf Sensationsgier als auf Besorgnis um meinen erblaßten Teint). Als ich dann aber im Büro vom Senior angekommen bin (wäre dabei fast die Treppe runtergefallen), war der Junior, der mal als Zivi Sanitäter war, schon da und hatte die Situation im Griff, so daß ich unverrichteter Dinge wieder abziehen konnte.
Trotzdem war die Sache mit dem Ersthelfer auf einmal gar nicht mehr so witzig. Der Senior ist 77 oder 78, und momentan baut er rapide ab, besteht aber weiterhin darauf, jeden Tag in die Firma zu kommen, und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, wenn tatsächlich wieder was passiert und ich es verpatze! Ich hänge an meinem Job, und ich glaube kaum, daß es mir Pluspunkte einbringen würde, wenn ich unseren Senior verrecken lasse. Und auch wenn ich mit den meisten meiner Kollegen keine Blutsbrüderschaft eingehen würde, ich würde trotzdem nicht wollen, daß sie mir unter den Händen wegsterben (ganz zu schweigen von der Mehrarbeit, die dann anfallen würde).
Jedenfalls sehe ich momentan überall nur noch Todesfallen und Unfallrisiken: dieses Riesenmesser im Versand ist mir ein Dorn im Auge; die Scheren im Büro sind alle viel zu scharf und sollten mit diesen Kindergartenpapierscheren ersetzt werden; diese Treppen sind wahre Todesfallen, statt dessen sollten überall Aufzüge installiert werden; und die Tischplatten sind viel zu hart- meine Kollegen sagen alle, daß sie Kreislaufschwierigkeiten haben, und irgendwann werden sie bestimmt mal ohnmächtig und schlagen mit dem Kopf auf den Tisch und haben dann noch eine Platzwunde am Kopf.
Ich hatte seit über zwei Jahren keine Auffrischungsschulung mehr, "Emergency Room" habe ich auch seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, und selbst wenn, was würde es nutzen, wenn ich weiß wann und wie eine Thoraxdrainage gelegt wird, wenn ich noch nicht mal weiß, wo hier Skalpell & Drainage, geschweige denn der Verbandskasten ist!! Oh Gott. Sie werden alle sterben, und ich bin’s schuld!
3 Kommentare:
Na vielen Dank für die Info. Vielleicht solltest Du Dir doch besser die ersten 10 Staffeln von ER nochmal angucken, anstatt die 8409842 Wiederholung von GG, oder KC, Lost oder DH.
Wer soll mir jetzt helfen wenn mir ein Ordner auf den Kopf fällt, ich meine Finger am Lieferschein festtackere, mich zum 984224 mal an Papier schneide und diesmal garantiert eine Blutvergiftung bekomme, ich mich aus lauter Verzweiflung über die Blödheit meiner Kollegen aus dem Fenster stürze oder mich vor den Gabelstapler werfe, mir auf Grund dummer Fragen ein Blutgerinsel im Kopf platzt?? Wer soll mir helfen ??? Also, Schwester Hathaway, frischen sie mal ihre Kenntnisse über Torax-Drainagen, Urin-Sticks, und andere lebensrettende Maßnahmen auf, bevor wir alle vor die Hunde gehen. Thank you.
also ich würde jetzt dazu sagen: "Mut zur Lücke!" oder "Wenn Scheiße, dann scheiße mit Schwung!".
Von daher: reanimier doch einfach mal wahllos pro Tag eine Person, auch wenn es ihr nicht schlecht geht. Intubiere auch zwischendurch mal jemanden. Ist immer schön, wenn man nicht gleich auf Anhieb die Luftröhre findet und in die Speiseröhre knallt. Macht sich gut nach dem Mittagessen, aber dann kannste auch gut die "Ausräumtechnik" vor dem Beatmen üben.
Überleg Dir auch noch einmal, wie die stabile Seitenlage geht und wann man sie gerade nicht verwenden soll. Stichwort: Bauch und Rückenverletzungen!
Bevor Du aber Kehlkopfschnitte und/oder Bluttransfusionen legst, nimm diese Situation als Anlass mal wieder zu überprüfen, ob ihr alles im Haus habt, was Du so brauchst, wenn wirklich was passiert.
Wir hatten im Sommer nen fetten Autounfall vor der Tür und selbst die Ersthelfer hatten keinen Plan. Gut, dass ich zufällig des Weges kam und der Notfallrucksack bei mir im Büro lag.
Demnächst wird es bei uns jetzt sogar Defibrilatoren geben, die einem sagen, was man zu tun hat.
(Surftip: www.steiger-stiftung.de)
Ansonsten findet man alles über Erste Hilfe auch auf den einschlägigen Seiten im Internet. Immer gut mal durchzulesen.
In diesem Sinne -heute mal ein sinnvoller Beitrag-,
BB
@ Tanja:
Also meine Liebe. Wenn DU vielleicht nicht ständig Spoiler lesen und Dich darüber aufregen würdest und somit NICHT ständig gegen Eure Regale treten würdest, würden Dir vielleicht auch weniger oft Ordner auf den Kopf fallen! Selbst schuld. Im Übrigen solltet Ihr im Versand angesichts des schwächelnden Deckenputzes eh Helme tragen.
Bei einer Blutvergiftung hast Du die Wahl zwischen Vor-Ort-Amputation durch mich oder anständige Behandlung durch einen Arzt im Krankenhaus. Amputationen waren schon lange vor meiner Ersthelferzeit meine Spezialität, vor allem die am eigenen Körper (naja gut, der kleine Finger war nicht ganz ab, aber fast!), also keine Sorge.
Durch dumme Kollegen/Kunden/Spediteure verursachte Selbstmorde und Blutgerinsel sind jedoch tatsächlich eine akute Gefahr, das werde ich bei der nächsten Sicherheitsschulung als potenzielle Gefahrenquelle mal ansprechen.
@ Ben:
Tja, irgendwie wissen meine Kollegen das nicht schätzen, wenn ich sie zu Boden ringe und auf Ihren Brustkorb einschlage. Dabei ist es nur zu ihrem Besten (und wäre nebenbei ein gutes Mittel für mich, Agressionen abzubauen), aber nein, das sehen die dann nicht. Aber Hauptsache, ich bin's schuld wenn sie mir unter den Händen wegsterben.
Die weigern sich ja sogar bei der stabilen Seitenlage! Obwohl, angesichts unserer arbeitsfaulen Putzfrau würde ICH mich auch nicht freiwillig in guten Klamotten auf den Teppich legen wollen.
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