14 September, 2006

Ciao, ragazzi!

So, nun sind wir also schon wieder seit drei Tagen aus Rom zurück, und ich schreibe erst jetzt darüber. Eigentlich unverzeihlich, aber ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, was ich schreiben sollte. Wie beschreibt man Rom? Obwohl, das ist eigentlich gar nicht mal sooo schwer: man stelle sich ein 2000 Jahre altes Gebäude vor, das nicht mal im Reiseführer erwähnt wird, weil, nun ja, es gibt halt so viele von den Dingern, daß nur die wichtigsten aufgeführt werden können, darüber tiefblauer Himmel, und davor ein brodelndes Verkehrschaos, durch das unzählige, in teure Anzüge gekleidete Rollerfahrer flitzen und dabei ihr Handy am Ohr kleben haben. Aber schwieriger ist, wie beschreibt man einen Urlaub, in dem man tonnenweise Spaß gehabt hat, Dutzende Kilometer zu Fuß zurückgelegt hat, bei dem eine neue Währung entstand (die Thai-Massagen-Währung) und der zu einem Großteil nur aus Insidern besteht, die außerhalb der Gemeinschaft der Unerschrockenen Romfahrerinnen keiner verstehen wird ("You have a problem! I know your problem!" ... "Wir lassen das Wunder geschehen!" ... "Katharina, es ist ein Greuel mit dir!" ... "Hauptsache, wir kommen nicht wieder in die Sixtinische Kapelle." ... "SHHH! SILENCIO!" ... "Don't touch!" ... "I am woman!")?

Die Vatikanischen Museen, die wir am ersten Tag besichtigt haben, erwiesen sich als unser ganz persönliches "Täglich grüßt das Murmeltier"- ständig landet man in der Sixtinischen Kapelle... die Laokon-Gruppe habe ich trotz zweimaligem Durchgehen trotzdem immer noch nicht gesehen... und Kaiser Constantin hat sich anscheinend gerne mal geprügelt. Und auch wenn wir jetzt eine leichte Sixtinische-Kapelle-Phobie haben, war es das lange Anstehen definitiv wert (um 7 Ecken mußt Du gehen, 7 dunkle Jahre lang anstehen, 7 Mal wirst du die Asche sein, aber irgendwann kommst Du dennoch rein), sei es nur, um zuzusehen, wie Steffi zum Vatikanstaatsfeind No. 1 aufsteigt und auf Schritt und Tritt mißtrauisch von Museumswärtern beäugt wurde, und nicht zuletzt auch wegen der vielen nackten Statuen...

... und natürlich wegen der überwältigenden, verschwenderischen Großartigkeit der Räumlichkeiten selbst (die den Ausstellungsstücken meiner Meinung nach den Rang abläuft).

Und die Worte "SHHHHH! SILENCIO!!!!" haben nun eine ganz neue Bedeutung (erstaunlich, in wievielen Situationen sie anwendbar sind!)... Im Petersdom, wo uns trotz Touristenmassen eine wunderschöne Atmosphäre erwartete, wurden wir anscheinend zur Hauptattraktion einer japanischen Tourigruppe, die uns mehrere Minuten lang so unauffällig wie möglich fotografierten... warum auch immer, muß man nicht verstehen. Übrigens witzig: bevor man den Dom betritt, wird man auf Züchtigkeit der Kleidung geprüft (keine kurzen Röcke/Shorts und die Schultern müssen bedeckt sein), und es gibt da tatsächlich einen abgegrenzten Bereich, in dem diejenigen warten, die nicht reindurften. Die Gesichter weisen eine verblüffende Ähnlichkeit auf mit vor dem Fleischer angeleinten Hunden- fehlt nur noch das Schild mit der Aufschrift "Wir müssen draußen bleiben". Absolut empfehlenswert ist auf jeden Fall auch der Aufgang zur Kuppel, nicht nur wegen des Spaßfaktors, sondern weil man von dort oben den wohl besten Blick auf den Petersplatz und ganz Rom hat. Und auch wenn ich es sowas von dermaßen überhaupt nicht mit unseren Päpsten habe- ich muß zugeben, daß es doch irgendwie berührend war, das Grab Johannes Pauls des II. in den Katakomben zu sehen.
Tag 3: Stadtrundfahrt. Da wir erst verhältnismäßig spät aus den Betten gekommen sind, erwartete uns eine Monsterschlange vor unserem roten Oben-Ohne-Bus. Woraufhin wir uns tatsächlich entschieden, mit dem gelben Bus zu fahren. Wobei uns die Aufschrift "Christian Rome" zu denken hätten geben sollen, den der Kommentar beschränkte sich fast ausschließlich darauf, mit Namen von Kirchen, Heiligen und Päpsten um sich zu werfen. Bis heute ist es uns ein Rätsel, was es mit dem 16-jährigen Jesuitennovizen auf sich hat, dessen Grab sich in einer der 400 Kirchen Roms befindet (sachdienliche Hinweise bitte an mich). Nach der Rundfahrt ging es nach einer Stippvisite in der Kirche San Clemente (fortan bekannt als Kirche der Mission Impossible) vorbei am Kolosseum zum Palatin und zum Forum Romanum- mein persönliches Highlight. Hier atmet man Antike, obwohl nur noch Grundrisse und hier und da vereinzelte Säulen zu sehen ist. Trotzdem, ich bleibe dabei- hier war das Zentrum des römischen Lebens, und das kann man auch 2000 Jahre später noch spüren. Definitiv mein Lieblingsplatz in Rom, trotz Touristenandrang herrscht dort eine ganz besondere Atmosphäre und ich hätte dort den ganzen Tag verbringen können. Aber nein, die Zeit drängte, es mußten noch Gruppenbilder gemacht werden und natürlich auch obligatorischen Blödsinn, wie man unschwer erkennen kann:

Abends haben wir dann bei der Spanischen Treppe vorbeigeguckt, die aber dermaßen unspektakulär war (es sei denn, man steht auf sich betrinkende Schülergruppen), daß wir davon kein einziges Bild gemacht haben. Gegessen haben wir in einem kleinen Restaurant (Lena: "Habe ich gerade Tortellini bestellt?! Aber- aber ich mag' doch gar keine Tortellini!"), in dem auch die Portionen winzig waren. Ein Blick auf die Teller machte klar, daß wir danach noch zu McD würden gehen müssen (obwohl wir uns geschworen hatten, dies in Rom nicht zu tun), was allerdings für Lena ebenfalls nicht gut lief. Sie wollte ein HappyMeal mit einem 4er Nuggets, einer kleinen Cola, einer kleinen Pommes, 2 Süß-Sauer-Soßen und einem Cheeseburger extra. Gut 10 Minuten erhitzter Rumdiskutiererei mit einer nicht wirklich hellen Dame später gab sie sich dann schließlich mit zwei Cheeseburgern geschlagen... Details will ich Euch an dieser Stelle erparen, es genügt zu sagen, daß auf dem Tablett nacheinander so ziemlich alles gelandet war, was McD zu bieten hat- nur kein 4er Nuggets.

Tag 4 brachte uns dann bei leichter Bewölkung in's Innere des Colosseums...

..., zum Campo del Fiori, wo wir unsere ersten Shopping-Erfahrungen sammelten (wir bekamen den bösen Blick einen beleidigten Schmuckverkäufers zu spüren und wurden zur Strafe von Verkäuferinnen der Kategorie "Mussolini" tyrannisiert... "Do you want it? No? Bye!"), zum Pantheon, zur Piazza Navona, zur Piazza del Popolo und schließlich und endlich zur Via del Corso, der Einkaufsmeile, die Lena quasi wiederbelebte- alle Erschöpfung fiel von ihr ab (wenn ich's mir im Nachhinein recht bedenke- ein Wunder!). Das ganze zu Fuß, weil beim römischen Bussystem niemand durchsteigt.Kein Wunder, denn laut Reiseführer ändern sich die Busnummern ständig. Ich muß Obelix Recht geben: die spinnen, die Römer.

Allerdings wurden wir für die "Il Duce"-Verkäuferinnen mehr als entschädigt, als wir einen tollen kleinen Unterwäsche-Laden fanden- die Verkäuferin war so unglaublich reizend, daß wir sie am liebsten gleich mitgekauft hätten. Wie kann man sich auch nicht in jemanden verlieben, der einem sagt "You need push-up! I have push-up -see?- I have no boyfriend. If you have no boyfriend, you need push-up!". Sie push-upte uns also nach Kräften und so verließen wir alle den Laden um einige Euro leichter. Genauer gesagt, Lena verließ den Laden um einige Euro leichter, weil sie nämlich für uns bezahlt hat. Was soll ich sagen, sie ist unsere Sugarmama und wir sind ihre Bitches.

Tag 5 - der letzte richtige Tag. Auch genannt "Tag der Wunder": uns sind so viele Wunder geschehen, daß ich mich gar nicht mehr an alle erinnern kann- das Wunder des Busses statt des Busches der Via Appia Antica (wir nehmen an daß Gott ein wenig schwerhörig ist- er ist ja auch schon ziemlich alt), das Wunder der 119. (Hochmut kam jedoch vor dem Fall), das Wunder des einzigen grünen Busches der Villa Borghese, das Wunder der Metro und das Wunder meiner unbefleckten Hobbit-Empfängnis sind nur einige von vielen. Es waren der Wunder so viele, daß wir uns selbst heiliggesprochen haben -wenn's sonst keiner tut- und fortan durch die Welt ziehen als die Heilige Susanne, die Heilige Stefanie, die Heilige Lena und die Heilige Katharina. Von den Wundern einmal abgesehen hatten wir an diesem Tagen ein eher reduziertes Programm: die Callistuskatakomben an der Via Appia (plötzlich war man nicht mehr in Rom, sondern in Italien- sehr schöne Straße!), wo wir endlich unsere Lieblingsheilige Cecilia (traurig-schöne Geschichte) gefunden haben, dann vorbei an den Caracallathermen (riesig!), nach Trastevere (von dem ich immer noch nicht weiß, wie es jetzt eigentlich richtig ausgesprochen wird) und hin zum Bocca della Verità, dem berühmten Mund der Wahrheit, der Lügnern die Hand abbeißt. Hier entstand das natürlich obligatorische Foto:

Wer sich übrigens wundert, warum Steffi so entspannt lächelt, der möge bitte beachten, daß sie höchstens ihre Fingerspitzen in den Mund hält... sehr aufschlussreich... (alle anderen haben übrigens nur Langweiler-Fotos gemacht, kein Wunder also, daß wir auch hier wieder von anderen uns unbekannten Touristen fotografiert wurden).

Danach wollten wir eigentlich mit dem Bus zur Villa Borghese fahren, um den Rest des Tages im Park zu relaxen, aber, wie schon erwähnt- Busfahren in Rom, eine Wissenschaft für sich. Eine, die wir nicht beherrschen. So daß wir dann im Endeffekt doch noch zu Fuß hingelaufen und dort dann entkräftet auf einer Parkbank zusammengebrochen sind- relaxen sieht anders aus.

Am Abreisetag haben wir ausgeschlafen (sofern man das "ausschlafen" nennen kann, wenn alle zwei Stunden die Müllabfuhr unterm Fenster herfährt- jede Nacht! Mal im Ernst, muß ein und dieselbe Mülltonne zweimal mitten in der Nacht geleert werden??), haben dann noch einen kleinen Abstecher zur Kirche Santa Maria Maggiore gemacht und haben dann vor unserer Pension auf den Transferbus zum Flughafen gewartet. Unsere Pension! Das habe ich ja noch gar nicht erwähnt. Also, es war klein, ziemlich runtergekommen, die Betten hoffnungslos durchgelegen (wenn ich in meinem Bett gelegen habe, hat man mich von der Seite nicht mehr gesehen), das Frühstück war zum Abgewöhnen, in unserem Zimmer stand einen Kommoden-Attrappe (WARUM NUR?!?!) , der Blick aus unserem Fenster offenbarte uns Einblicke in die Stripbar schräg gegenüber, direkt nebenan war ein sexy Kino, und es wurde von Hobbits geführt, aber es war sauber (auch wenn das Bad gewöhnungsbedürftig war), direkt um die Ecke von der Stazione Termini, und -das Killerargument!- es hat jeden von uns nur 22,50 die Nacht gekostet. Das soll mal einer überbieten.

Die Abende haben wir übrigens im Restaurant und dann auf unserem Zimmer verbracht (bis auf den ersten Abend, da waren wir an der Fontana di Trevi [VERDMMT!! Wir haben vergessen, eine Münze reinzuwerfen, wir Idioten!!])- zu mehr hat's nach den Tausenden vongelaufenen Kilometern nicht gereicht. War aber auch okay so- wir hatten UNO und Phase 10 dabei, waren gut eingedeckt mit Chips, Süßigkeiten und Piccolos für Susi und mich und konnten in Ruhe unseren Lachflashs nachgehen (am letzten Abend konnte mich erst nach einer guten Viertelstunde wieder einkriegen- erst der Broccoligasmus, dann die Müllabfuhr, dann die Autodisko, dann der Hobbit und dann auch noch das Wunder der unbefleckten Empfängnis- ich dachte ich sterbe, entweder an Erstickung, an Herzversagen oder an geborstenen Bauchmuskeln).

Fazit: es war einfach eine absolut fantastische Zeit! Die Gemeinschaft der Unerschrockenen Romfahrerinnen hat sich voll und ganz bewährt, jederzeit gerne wieder! (die Fotos hier stammen alle von Lena, ich warte noch auf Steffi's Speicherkarte und meine Abzüge, eventuell stelle ich dann noch interessante Fotos auf die Seite. Für meine Mitheiligen: alle Bilder sind hier zu finden! Sobald ich alle Fotos beisammen habe, gibt's eine CD. Ich freu' mich schon auf das Wunder der Thai-Massage!!

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